Es gibt so diese Drinks, die kennt man und mag man – aber trinkt sie viel zu selten. Das ist bei mir etwa der Dry Martini Cocktail. Umso schöner, dass wir zufällig zwei Produkte verkosteten, die gemeinsam so nach Dry Martini Cocktail riefen, dass wir diesen Klassiker mal wieder würdigen können.
Nordesia Vermu
Nordesia Vermu Blanco ist ein weißer, trockener Wermut aus Spanien, genauer aus Galizien. Hergestellt aus der Albariño-Traube bietet er ein feines Geschmacksprofil, das einen direkt in den Sommerurlaub versetzt. Zwar eindeutig als Wermut erkennbar, mischen sich in der Nase Aromen von Olivenlake, Pfirsich und Orangenschale. Das ist pralle Sonne im Flaschen, wie sie in fetten südfranzösischen Weißweinen vorkommt. Am Gaumen eine deutliche Bitterkeit vom Wermutkraut, eine dementsprechend leichte „Absinthigkeit“. Feine Zitronenschale, Mirabelle und sorgsam abgestimmte mediterrane Kräuter. Kein plakativer Rosmarin-Thymian-Korb sondern eher Lorbeerblätter. Sehr empfehlenswert. Übrigens gibt es auch einen roten Wermut im Programm – hier können wir uns der Beschreibung der Mixology vorbehaltlos anschließen.
Koval Dry Gin
Koval ist den meisten sicherlich bekannt als Whiskey-Brennerei. Die Destille in Chicago, die 2008 von österreichischen Auswanderern gegründet wurde, gilt als Keimzelle der Craft-Brenner Bewegung im Nordosten der USA. Daneben werden noch einige andere Spirituosen produziert, darunter auch ein Dry Gin, der bis vor kurzem noch Sylvan Gin hieß und ein weißes Label hatte. Es gibt viele Gins auf dem Markt und viele sind gut, aber die wenigsten außergewöhnlich. Dieser hier gehört definitiv zur letzteren Kategorie: Während viele Gins irgendwo zwischen Zitrus- und Wacholdertönen pendeln, ist Koval zunächst einmal eins: Unglaublich cremig, sahnig, vanillig, mit laktischen Noten. Der Wacholder ist präsent, aber nicht dominant. Die zweite Geige spielen florale Töne: Jasmin und Veilchen sind klar zu erkennen. Am Gaumen setzt sich das Spiel fort, die 47 % bringen zusätzlich Trauben und Noten schwarzen Pfeffers hervor. Auch hier bilden sich nur sehr wenige Zitrustöne.
Die Cremigkeit des Koval Gins und die fein nuancierten Gewürze des Nordesia riefen geradezu nach einem Dry Martini Cocktail. Wir entschieden uns für das Verhältnis 2:1 zwischen Gin und Wermut. Dazu eine Zitronenzeste – ohne Drop. Der Cocktail enttäuscht die Erwartungen nicht, Cremig, wenig Frucht. Dazu ein feiner Wein-Ton. Eine dennoch vorhandene alkoholische Schärfe im Abgang wird durch die Zitronenzeste herausgenommen.
Und wieder zeigt sich: auf dem Gin und auf dem Wermut Markt warten noch Überraschungen, wenn man sich ein wenig von den ausgetretenen Pfaden weg bewegt. Ein Gin aus den USA und ein Wermut aus Spanien sind ein gutes Beispiel hierfür.
Es gilt unser Disclaimer: Wir schreiben nur über das, was wir mögen! Trinklaune.de hat für die Verkostung Produktproben erhalten. Daran geknüpft war weder die Verpflichtung zur Berichterstattung noch eine Einflussnahme auf den Inhalt des Artikels.
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