Zum Hause Krug habe ich an dieser Stelle Worte verloren (z. B. hier). Das trifft sich ganz gut, denn verkostet man die Champagner dieses Hauses, fehlen einem mitunter die Worte, so beeindruckend und nachhaltig ist das Trinkerlebnis.
Vor einiger Zeit wohnten einige Trinklaunige einer Krugverkostung der Weinhandlung Tesdorpf (sehr empfehlenswerte Wein-Events!) auf dem Süllberg bei. Großartigerweise bei heißem Sommerwetter, sodass die Terrasse mit dem Aperitif (Krug Grande Cuvée, Basis 2006) wohl einer der schönsten Orte Hamburgs war, um den Blick über die Elbe schweifen zu lassen. Da traf es sich gut, dass wir versehentlich eine halbe Stunde zu früh da waren – die Zeit verging wie im Flug und der Champagner tat das Seine gegen die Hitze.
Krug Grande Cuvée (Basis 2006; zusammengestellt aus 142 Weinen und elf Jahrgängen ab 1990; degorgiert 01/2014)
Nase:
Das klassische Erkennungsmerkmal für Krug, die fantastische Kaffee- und Röstaromatik, entwickelt sich zügig. Die Nase gibt sich einladend und offen.
Gaumen:
Tolle Frische, eindeutig ein – junger – Krug. Feine Aprikose und Mirabelle, Noten von Jasminblüten, die ich im Champagner so liebe. Alles ist in diesem Wein schon angelegt und zu erahnen, eine sehr hohe Intensität mit viel Mundfülle charakterisiert den Wein. Quittengelee und Granny Smith, gepaart mit Röstaromen und einem soliden Säuregerüst. Die elegante Kohlensäure transportiert die Aromen hervorragend, wodurch der Champagner eine üppige Schwere gekonnt umschifft.
Wieder einmal wird klar: Krug braucht Zeit – geht aber immer. Und genau darum ist es auch keine Sünde, diese hervorragnden Champagner jung zu trinken, denn Freude bereiten sie immer. Oder um es mit den Worten von Margareth Henriquez, CEO und Präsidentin von Krug, zu sagen, die die Verkostung kurzweilig und galant begleitete:
„Nobody opens a bottle of champagne for any other reason than pleasure.“
Nach einigen Gläsern des Aperitifs und einem ersten Amuse aus der Küche des Seven Seas wurde der zweite Wein des Abends ausgeschenkt. Der Krug Vintage 2003 sollte der erste von drei Jahrgangsweinen sein, anhand derer deutlich wurde, wie stark sich bei einer blendenden Beibehaltung des Hausstils die verschiedenen Jahrgänge unterscheiden können. Die Philosophie, die hinter den Jahrgangschampagnern steckt, erklärt Henriquez so, dass man versuche, wie auf einer Palette beim Malen verschiedene Farben zu mischen, um das Bestmögliche aus einem Jahrgang herauszuholen.
2003 war das Jahr des sogenannten „Jahrhundertsommers“ – mit entsprechend viel Hitze hatten die Winzer also zu kämpfen. Dies führte dazu, dass die Lese die früheste in der Geschichte des Hauses Krug war (Lesebeginn am 22.08.2003) – interessanterweise sorgte der Hitzestress bei einer nicht unbedeutenden Anzahl von Reben jedoch für ein völliges Verschließen, sodass diese erst sehr spät blühten und dementsprechend ausreiften. Somit war das Ende der Lese in diesem von klimatischen Extremen geprägten Jahr auch das späteste in der Geschichte des Hauses (11.10.2003).
Krug Vintage 2003
Nase:
Durchaus fleischig-füllig, feine Granatapfelfrucht, Vanille und Tonkabohne – darunter eine weiche und feine Fruchtigkeit, die jedoch bereits etwas zurückgenommen wirkt. Wie immer stellen sich die typischen Rösttöne ein, die die Nase um Tiefe und Fülle ergänzen.
Gaumen:
Eine überraschend starke Säure sorgt vom ersten Schluck an für eine markante Geradlinigkeit, erfrischend und belebend wirkt der Wein. Solche Champagner beeindrucken immer wieder: eine immense Frische, gepaart mit gesetzten Rösttönen und viel Tiefe. Ein ganz feiner Sherryton kommt dazu, aber eher ein salziger Fino oder Manzanilla, keineswegs die oft gesehene Oloroso-Schwere, die lange gereifte Champagner häufig mitbringen. Man merkt dem Krug 2003 sein junges Alter an – ein Wein, dessen Entwicklung über die Jahre sicherlich sehr spannend sein wird.
Ein riesiges Kompliment an dieser Stelle an die Küche, die mit Jakobsmuschel – Brunnenkresse – Haselnuss – Champignons nicht nur den besten Gang des Abends schickte, sondern eine selten erlebte Perfektion eines Pairings. Kongenial liefert die Muschel mit der Haselnuss eine samtige Basis, auf der sich die Frische des Krug 2003 zu völlig neuen Höhen aufschwingt. Perfekt.
Mehr Krug-Exzess gibt es in der nächsten Woche – Die Jahrgänge 2000, 1998 aus der Magnum, Rosé und ein weiteres Degorgement der Grande Cuvée!
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