Perrier-Jouët – ein Abend in der Belle Epoque

Vor kurzer Zeit hatten wir das Vergnügen, Eyck Thormann und Raffael Koch von Pernod Ricard in trinklauniger Runde begrüßen zu dürfen. Die beiden hatten neben ihrer charmanten Gesellschaft auch einen nicht zu unterschätzenden Teil der drei Millionen Flaschen Jahresproduktion von Perrier-Jouët dabei, deren Leerung unser gemeinsamer Auftrag war. Wir starteten mit den Basis-Qualitäten, um danach zu verschiedenen Abfüllungen der Belle Epoque überzugehen.

Füllendes Abendprogramm!

Füllendes Abendprogramm!

Grand Brut (20 % Chardonnay, 40 % Pinot Noir, 40 % Pinot Meunier, mind. drei Jahre auf der Hefe, 9 gr./L Dosage)
Wunderbare Balance, gute Säure, die die erstaunlich hohe Dosage von 9 gr./L sehr gut auffängt. Der Grand Brut bleibt vom Grundcharakter erfrischend und leicht! Damit ist er ein sehr gelungener Aperitif mit prägnanter Frucht, der sicherlich auch Champagnerskeptiker zu überzeugen vermag.
Dazu genossen wir Sushi, mit dem der Champagner spielend zurechtkam. Dementsprechend optimal zu den ersten Häppchen eines schönen Essens.

Perrier-Jouët Grand brut

Perrier-Jouët Grand brut

Blason Rosé (25 % Chardonnay, 50 % Pinot Noir, 25 % Pinot Meunier, mind. drei Jahre auf der Hefe, 8 gr./L Dosage)
Eine klassisch-einladende Rosé-Nase mit viel feiner Frische und einem präsenten Körper. Am Gaumen findet man einen gewissen Teil roter Früchte (Johannis- und Himbeeren), aber auch champagnertypisch Grapefruit und Zitrone mit einer adretten Säure. Ein gelungener Speisebegleiter, der aber auch solo viel Freude macht.

Mit dem Grand Brut und dem Blason Rosé erweist sich Perrier-Jouët als gut in der Mitte der Champagnerproduzenten aufgestellt. Groß genug, um Konstanz und Menge anzubieten, klein und individuell genug, um keine Supermarkt- und Tankstellenware zu sein oder auf Eis getrunken zu werden. Vor allem passen die Champagner geschmacklich in diese Kategorie, da sie einen schönen Mittelweg beschreiten.

Perrier-Jouët Belle Epoques

Perrier-Jouët Belle Epoques

Das Portfolio von Perrier-Jouët lässt sich mittlerweile als verschlankt bezeichnen, ein normaler Jahrgangswein wird nicht mehr produziert. Man konzentriert sich auf das Aushängeschild des Hauses, abgefüllt in der legendären Annemonenflasche: die Cuvée Belle Epoque.
Neben der Cuvée und dem Rosé gibt es seit dem Jahrgang 1999 auch eine rare Blanc de Blancs-Abfüllung der Belle Epoque sowie brandneu die Edition Première und drei Spätdégorgements (1982, 1985, 1996).

In sinnvoller Trinkreihenfolge starteten wir mit der Belle Epoque Blanc de Blancs 2000 (8 gr./L Dosage).
Nase:
Butter und Haselnuss, fette laktische Töne mit viel Sahnekaramell. Dabei extrem elegant und feingliedrig.
Diese Nase schreit geradezu nach einer in Nussbutter kurz gebratenen Jakobsmuschel oder einem feinen Hummergang. Duftet nach Cramant!
Gaumen:
Extreme Eleganz, Feinheit, pure Cremigkeit. Nussbutter, Zitronenzuckerguss und kandierte Grapefruitschale. Keineswegs ein Dickschiff, sondern ein filigraner und extrem feiner Champagner erster Güte. Sehr viel Nuss (Hasel- und Paranüsse), Butter und Hefezopf, mit Zeit ergänzt um wunderbar eingebundene Rösttöne. Eine optimale Perlage und die schöne Säure runden diesen Spitzenchampagner ab und versehen ihn mit einem langen, buttergeprägten Abgang. Fulminant!

Perrier-Jouët Belle Epoque Rosé 2004

Perrier-Jouët Belle Epoque Rosé 2004

Belle Epoque Rosé 2004 (45 % Chardonnay, 50 % Pinot Noir, 5 % Pinot Meunier; 8 gr./L Dosage)
Nase:
Die Verwandtschaft zum Blanc de Blancs ist in der Nase klar zu erkennen, erneut ultrafein mit Butter und Haselnuss, dazu gesellen sich aber elegante Fruchtnoten, die eine etwas andere Stoßrichtung deutlich machen.
Gaumen:
Sehr charmante Frucht, Kalk und eine gute Säure. Viel Frische, Feigen und Himbeerparfait. Ein wenig blumig, aber frei von jedem Kitsch, viel Kraft und eine gute Fülle. Ein Rosé, der seine Fruchtigkeit nur Stück für Stück preisgibt und sich mit Zeit und Luft sehr gut entwickelt. Genau wie der Blanc de Blancs sicherlich mit großem Lagerpotential.

Perrier-Jouët Belle Epoque 2006

Perrier-Jouët Belle Epoque 2006

Belle Epoque 2006 (50 % Chardonnay, 45 % Pinot Noir, 5 % Pinot Meunier; 9 gr./L Dosage)
Nase:
Viel grüner Apfel, eine Handvoll Mandeln und ein üppiger Körper. Dazu dezente Zimt- und Gewürztöne, aber keinerlei weihnachtlicher Anklang. Macht Durst!
Gaumen:
Klar der fülligste und kräftigste der drei Belle Epoques. Toastbrot und Butter und vor allem eine sehr schöne Frucht. Äpfel, Birnen, Aprikosen werden durch die gute Kohlensäure transportiert, erneut ergänzt um angeröstete Mandelsplitter. Mit Zeit florale Töne, cremig bis zum Ende. Vanille und Brioche. Ein im besten Sinne dekadent-trinklauniger Champagner, den auch das frisch zubereitete Tatar, vorbereitet vom unbedingt empfehlenswerten Bistro Carmagnole, mit seiner Fülle sehr gut zu begleiten vermochte.

Eyck Thormann bereitet Tatar zu

Eyck Thormann bereitet Tatar zu

Perrier-Jouët zeigt auch, wie man mit Dosage arbeiten kann. Normalerweise ertappe ich mich beim Verkosten höher dosierter Spitzenweine immer wieder dabei, mir zu wünschen, diesen Wein mit geringerer Dosage zu probieren. In diesem – seltenen – Fall war dem nicht so. Denn die Dosage fällt zu keinem Zeitpunkt auf, sondern versieht die Weine mit einer optimalen Fülle und wird nur als Werkzeug, nicht aber als süßer Selbstzweck genutzt. Dies gelingt auch, weil jeder der Weine über eine gesunde Säure und einen kräftigen Körper verfügt. Wunderbar – ein Beweis mehr, warum es in der Champagne beide Richtungen – Winzerchampagner und klassische Hausstile – unbedingt braucht.

Perrier-Jouët Belle Epoque 2006

Perrier-Jouët Belle Epoque 2006

Torben Bornhöft

Torben Bornhöft beschäftigt sich seit 2004 leidenschaftlich mit Themen rund um Bar, Cocktails und Genuss. Nachhaltig geprägt durch fünf Jahre im Hamburger Le Lion und die Likörproduktion mit Forgotten Flavours liegt Torbens Fokus hier mittlerweile auf den Themen Champagner, Infusionen und Twists auf Klassiker.

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