Der Dom Pérignon 2005 ist gerade ein halbes Jahr auf dem Markt und schon wird er von seinem Nachfolger aus 2006 beerbt. Das geht schnell, bringt uns aber in die angenehme Situation, den neuen Jahrgang zu verkosten.
Nach neun Jahren auf der Hefe ist der 2006er bereit für die erste Freigabe bzw. die erste Plénitude. So wird das erste Reifeplateau bei Dom Pérignon seit einiger Zeit genannt. Die nächste Freigabe erfolgt auf der zweiten Reifespitze – the champagne formerly known as Oenothèque. Dieser Wein wird seit dem Jahrgang 1998 als Dom Pérignon P2 (für die zweite Plénitude) verkauft. Es wird auch noch P3-Abfüllungen geben, mitunter nach über 30 Jahren Hefelager degorgiert (und vermutlich in einem Preissegment, das ein Probieren sehr unwahrscheinlich machen dürfte).
Zurück zum 2006er.
Er besteht zu aus Chardonnay und Pinot Noir, über die Zusammenstellung der Cuvée verrät man nichts bei LVMH. Das Internet kolportiert 50:50. 2006 war klimatisch von starken Gegensätzen geprägt, aber ein sehr warmer September sorgte für einen Jahrgang, der gute Jahrgangschampagner hervorzubringen vermochte.
Nase:
Bereits beim Einschenken macht sich eine herrliche Reichhaltigkeit breit. Ganz viel Haselnuss, Gianduja und gerösteter Kaffee. Der Dom zeigt sich äußerst einladend und eher dunkel in der Aromatik als hell. Getoastete Brotkruste sowie Vanille und Tonka komplettieren den olfaktorischen Eindruck.
Gaumen:
Sehr kompakt und zielgerichtet gibt sich der Champagner. Die Haselnuss ist wieder an vorderster Front dabei, generell bestätigt sich am Gaumen der Eindruck der Nase. Eine schöne Fülle mit Pilzen, wie es nur Dom Pérignon schafft. Dazu etwas Unterholz und Parmesan. Der Champagner hat eine beeindruckende Präsenz und zeigt ein Aromenspektrum, das von Vanille und Kakaobohne, Salzkaramell und viel Haselnuss geprägt ist. Hefezopf. Auf der fruchtigen Seite findet sich Blutorange, die oft anzutreffenden weißen Früchte sucht man vergebens. Mir ist der Champagner etwas zu hoch dosiert, aber das geht mir mit meinem eher säuerlichen Gaumen mit den Cuvées der großen Häuser meistens so. Es mangelt jedoch nicht an Säure – das Gerüst ist stabil und trägt den Wein, zusammen mit der kräftigen Kohlensäure.
Abgang:
Geprägt von Haselnuss und Cremigkeit.
Dies ist kein erfrischend-leichter Champagner für den Apero, sondern ein dunkler, kraftvoller und präsenter Wein für den beginnenden Herbst! Mir gefällt das Selbstbewusstsein dieses Dom Pérignons sehr gut. Ich wünsche mir ein Carpaccio mit frischen Steinpilzen dazu – aus dem marinen Bereich würden Languste oder Kaisergranat sicher ebenfalls wunderbar harmonieren. Für mich einer der schönsten Dom Pérignons nach 1996!
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Trinklaune.de hat für die Verkostung Produktproben erhalten. Daran geknüpft war weder die Verpflichtung zur Berichterstattung noch eine Einflussnahme auf den Inhalt des Artikels.
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