Erneut soll es heute darum gehen, einem guten Gin, der sonst in der Ginflut unterzugehen drohte, die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken. Heute: Helsinki Dry Gin.
Erst im August 2014 wurde die Helsinki Distilling Company als erste Spirituosenbrennerei in Helsinki seit über 100 Jahren gegründet. Angesiedelt haben sich die drei Gründer, die beiden Finnen Kai Kilpinen und Mikko Mykkänen und der Ire Séamus Holohan, im denkmalgeschützten, ehemaligen Schlachthof Helsinkis. Im Teurastamo haben sich in in jüngster Vergangenheit eine Vielzahl von Restaurants, Bars und lebensmittelverarbeitendes Kleingewerbe angesiedelt. Eine denkbar geeignete Umgebung.
Im Frühjahr hatte ich bereits die Gelegenheit den Master Distiller Mikko Mykkänen auf der Destille Berlin kennenzulernen. Er berichtete davon, dass es kein Spaß sei, in einem Land, dass so strenge Auflagen bezüglich Alkohol – sowohl für den Verkauf und erst recht für die Herstellung – hat, die Wahnsinnsidee eine eigene Destille zu errichten, umzusetzen. Doch die drei ließen sich nicht beirren und konnten sich letztlich durchsetzen.
Von den drei Herren werden wir noch sicher einiges hören, dafür werden ihre Produkte schon sorgen. Denn in ihrem Portfolio befinden sich einige Preziosen, z.B. einen White Dog Straight Rye mit 60,5vol% , der zu Recht dieses Jahr auf der Destille Berlin den Craft Spirit Award in Gold gewonnen hat. Besonders neugierig bin ich auf den Apple Jack. Als ich dem Trinklaune-Team davon berichtete war das Interesse groß und so werde ich versuchen, baldmöglichst eine Flasche davon zu bekommen, so daß demnächst über den Apple Jack, aber auch über andere Produkte der Helsinki Destilling Company auf Trinklaune zu lesen sein wird. Doch heute geht es zunächst einmal um den Gin:
Der kommt in einer zunächst recht unspektakulären Halbliter-Flasche daher und hat 47vol%. Neben Zitronen, Orangen und reichlich Wacholder finden Preiselbeeren Verwendung. Pur hat der Helsinki Dry Gin einen zitrusbezont-süsslichen Geruch. Geht in Richtung Bergamotte. Nadelhölzer. Etwas rote Frucht dabei, die man den Preiselbeeren zuordnen kann. Am Gaumen kraftvoll, aber nicht beißend. Tolle Cremigkeit, kräutriger, wacholderdominierter Geschmack. Der Gin macht schon allein eine sehr gute Figur, das verspricht tolle Drinks!
Und so ist es denn auch. Als Gin&Tonic mit Fever Tree Indian Tonic sehr schmackhaft. Herb, frisch, grün, kräutrig und eine gute Portion Wacholder. Kein entspannter Sommer-Gin&Tonic, aber Sommer ist ja passender Weise zur Zeit nicht in Sicht.
Der Negroni mit Carpano Antica Formula ist mir tatsächlich etwas zu süß. Mit dem Helsinki Dry Gin darf es gern etwas rauer sein. Daher gleich noch einen weiteren Negroni mit Punt e Mes aus dem gleichen Haus gerührt.
Und das war die richtige Wahl. Nun hatte ich einen Negroni, wie ich ihn schätze: Herrlich würzig, mit nur noch dezenter Süße und einer angenehmen Bitterkeit. Vielleicht nicht ganz so überragend wie der Negroni mit dem Hannover Rooftop Garden Gin, aber sehr, sehr gut. Wer sich von dem Literpreis von 70 Euro nicht abschrecken lässt, dem sei dieser Gin wärmstens ans Herz gelegt.
Einen Kommentar schreiben