Bei der immer größer werdenden Menge an deutschen Gins gibt es nur wenige, die wirklich gesetzt, angekommen, etabliert sind. Allen voran Monkey 47, daneben Ferdinands und Gin Sul würde ich hier uneingeschränkt nennen. Danach wird es schon schwieriger.
All diesen Gins gemein ist ihr Anspruch: ganz klar Premium. Hohe und höchste Qualität, dazu (Marketing-) Geschichten, ein ausgesprochen gutes Packaging mit hohem Wiedererkennungswert, Halbliterflaschen und ein Literpreis von ca. 70 € für den Endkunden. Insbesondere Monkey 47 ist Vorreiter gewesen und alle drei Marken sind sicherlich Vorbilder auf dem Markt für deutschen Gin. Ebenfalls gemeinsam haben sie, dass alle Gins ausgefeilte, durchdachte und sehr gelungene Produkte sind. Außerdem – nicht zu vernachlässigen – funktionieren sie gut mit verschiedenen Tonics und ermöglichen neue Drinks. Sie polarisieren mitunter, aber die Stärken der Gins sind klar zu erkennen.

Distiller’s Cut vs. Gold Cap
Bei vielen neuen Gins habe ich mittlerweile den Eindruck, dass sie nur noch hingerotzt werden. „Gin ist so en vogue, da sind wir mal dabei.“ Nur, um einen Gin zu machen. Die Ergebnisse sind oft niederschmetternd. Maracujaaromen dominant im Gin? Bitte nicht. Bei Monkey und Ferdinands merkt man, dass viel Zeit in die Entwicklung ganz besonderer Spirituosen geflossen ist.
Die Gins sind etabliert. Was folgt? Oft – und auch hier – eine Sonderedition. Ein Packaging, das noch mehr auffällt, ein noch ausgefeilteres Produkt, ein noch höherer Preis und begrenzte Mengen.
Es soll im Folgenden um einen Vergleich zweier Herangehensweisen an solch eine Sonderedition gehen. Monkey 47 Distiller’s Cut und Ferdinand’s Gold Cap stellen zwei Seiten einer Medaille dar. Das Ziel ist das gleiche – der beschrittene Weg ist jedoch ein anderer.
Um dies näher zu erklären, folgen die geschmacklichen Eindrücke.
Monkey 47 Distiller’s Cut 2015
Starke Kräutertöne und die klare, typische Monkey-Frucht dominieren. Dazu kommt Orangenschale, eine hohe Konzentration, fast ins Erdige gehend. Insgesamt ein sehr dicht gewobenes, kompaktes Destillat.
Ferdinand’s Gold Cap
Sehr cremig, weich, eine fenie und runde Aromenmélange. Kakao, Vanille und eine gewisse Obstbrandstilistik sind zu erkennen. Aprikosenkerne, dazu eine elegante aromatische Frische.
Der Monkey 47 Distiller’s Cut ist eine jährlich erscheinende limitierte Ausgabe, immer mit einem anderen zusätzlichen Twist. In diesem Fall (Edition 2015) wurde Bärwurz (mit viel medialer Begleitung) unter anderen von bekannten Bartendern geerntet und als besonderes Botanical verarbeitet.
Das Ergebnis ist überzeugend: Der Monkey 47 Distiller’s Cut ist bereits in der Nase ganz eindeutig als Monkey 47 zu identifizieren. Mehr Kräuter, eine höhere Konzentration, aber auch die typische Fruchtigkeit sind sofort zu erkennen. Man braucht den Vergleich mit dem Original, um die Herangehensweise nachzuvollziehen. Der Distiller’s Cut ist klar ein Monkey 47 – mit einem besonderen Twist, der ihn abhebt und zum Besonderen macht.
Anders sieht es beim Ferdinand’s Gold Cap aus. Hier scheint der ursprüngliche Ferdinand’s Gin deutlich weiter weg zu sein – der Weg zum Ziel ist jedoch der gleiche. Erneut wird mit Wein gearbeitet, in diesem Fall sogar mit Auslesen. Um dem zu entsprechen, werden Botanicals angepasst. Die Gold Cap ist vom Ferdinand’s Gin emanzipiert, steht jedoch in dessen Tradition.
Zwei verschiedene Arten, eine Sonderausgabe eines ohnehin schon ausgesprochen hochwertigen Produktes zu machen, zeigen diese beiden Ausnahmedestillate. Beide Wege funktionieren. Und ob man lieber den Ursprung klar herausstellen möchte oder einer Idee folgt, die trotzdem andere Ergebnisse hervorbringen kann, ist Geschmackssache. Und das Gute beim eigenen Geschmack: Man hat immer recht…
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