Trinkt mehr Cognac! Zum Beispiel Paul Giraud XO

Natürlich wird mein Hauptaugenmerk nach wie vor auf dem Gin liegen, doch die die Welt der Spirituosen bietet doch noch so viel mehr. In letzter Zeit habe ich festgestellt, dass ich immer häufiger einen schönen Cognac genieße. Das mag derzeit an der kalten Jahreszeit liegen, doch spätestens seit meiner Reise nach Cognac im Frühjahr 2015 (Berichte dazu hier und hier) habe ich nicht nur ein großes Interesse an dieser Spirituose entwickelt, sondern auch erkannt, dass sie hierzulande immer noch unterschätzt wird.

Mit ein paar Artikeln zu Cognacs, die ich besonders erwähnenswert finde, garniert mit Rezepten für Drinks mit Cognac, möchte ich meinen Beitrag dazu leisten, die Aufmerksamkeit für Cognac erhöhen.

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Den Anfang macht ein Cognac von Paul Giraud.

Dies ist ein verhältnismäßig kleines Haus in der Grande Champagne, der Cognac-Region, die als das beste Anbaugebiet gilt. Die Anfänge des Hauses reichen bis 1650 zurück. Bis heute befindet sich das Haus im Familienbesitz. Die Trauben für den Cognac werden ausschließlich auf den eigenen 32 Hektar Rebfläche angebaut. Auf diesen Flächen verzichtet man auf den Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger und es wird wie in alten Zeiten ausschließlich manuell gelesen.

Konkret habe ich einen der XO im Glas, einen Cognac dessen jüngster Bestandteil mindestens sechs Jahre alt sein muss. Seit dem 1. Januar 2016 wurde das Mindestalter des XO aber auf zehn Jahre angehoben. Ich vermute, dass dies auch der Grund sein wird, weshalb man den XO zur Zeit auf der Herstellerwebseite vergeblich sucht.

Die Cognacs von Paul Giraud haben eine Besonderheit: Sie sind alle ausschließlich horizontale Assemblages. D.h. es werden nur Brände des gleichen Jahrgangs vermählt und nicht wie üblich verschieden alte Brände. Somit ist also bei Paul Giraud jeder Tropfen eines XO nach altem Recht sechs Jahre alt bzw. nach dem neuen Reglement zehn. Nun aber zur Verkostung…

Cognac Paul Giraud XO
Nase gedörrte Äpfel und Mandeln, etwas Banane
Gaumen Zwetschge und eine Spur Honig. Wärmend und frisch
Abgang Langanhaltend, samtig, fruchtig

 Mit seiner Zwetschgenaromatik eignet sich der Paul Giraud XO ganz hervoragend für einen René Barbier Cocktail:

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3cl Paul Giraud XO Cognac
3cl Punt e Mes
1,5cl Pierre Ferrand Dry Curaçao
1,5cl Campari
2 dash Bitter Truth’s Jerry Thomas Decanter Bitters

Die Bitters hatte ich leider nicht und die Decanter Bitters sind auch nur sehr schwer zu substituieren, doch ich kann versichern, dass der Cocktail auch ohne sie sehr wohl mundet.

Oliver Steffens

Jahrgang 1970, wandte sich nach intensiver Beschäftigung mit Weinen und Whiskys der Cocktailbar zu. Selbst einmal in der Gastronomie tätig gewesen, hat ihn dieses Thema nie wirklich losgelassen und so interessiert er sich auch für Barkonzepte und deren Umsetzung.

2 Kommentare

  1. Ich bin mir nicht sicher, ob Cognac wirklich „unterschätzt“ wird. Ich habe eher den Verdacht, dass er als teure, elitäre Spirituose wahrgenommen wird, und daher eher selten auf dem Einkaufszettel landet. Meine persönliche Erfahrung ist auch, dass viele VS-Produkte ein eher mäßiges Preisleistungsverhältnis aufweisen, und dadurch nicht wirklich zum Nachkauf anregen – und wer bisher nur mittelmäßigen VS-Cognac getrunken hat, überlegt sich zweimal, ob er doppelt so viel Geld für einen VSOP oder XO ausgeben sollte.

  2. Oliver Steffens

    Sehr verständlich. Denn es geht mir auch nicht anders! Es gibt aber durchaus spannende Produkte für unter 50€/0,7l. Eine Preisspanne, die zu Zeiten, da der Konsument bereit ist, ähnlich viel Geld für ungelagerte Spirituosen zu zahlen, akzeptabel sein sollte. Diese will ich in den kommenden „Trinkt mehr Cognac!“-Artikeln in erster Linie vorstellen.

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