James Bond und sein Vodka

Welchen Vodka trinkt eigentlich James Bond? Diese Frage scheint spätestens seit Dr. No gelöst, denn dort hält Sean Connery eine Flasche Smirnoff Vodka in die Kamera und genießt diesen werbewirksam.

James Bond Smirnoff

Bis auf ein Gastspiel mit Finlandia (Stirb an einem anderen Tag) bleibt Bond der Marke treu, womit sich das Unternehmen auch vollkommen legitim brüstet.

So sagte der Diageo Marketingchef James Thompson vor wenigen Jahren “The James Bond and Smirnoff brands have gone hand in hand for more than 40 years and throughout our rich history together we have both remained true to our roots – clearly original.”

Die Werbestrategie ist aufgegangen, denn neben Bollinger und evtl. (Kina) Lillet assoziiert man wohl kein alkoholisches Getränk so stark mit James Bond wie Smirnoff Vodka.

Aber war es wirklich die Marke Smirnoff die Ian Fleming im Sinn hatte, als er seine berühmten Romane schrieb?

Diese Frage lässt sich ganz klar mit Nein beantworten, denn Bond bestellte seinen Martini in der Romanvorlage zu Dr. No folgendermaßen:

“I would like a medium vodka dry martini – with a slice of lemon peel. I would prefer Russian or Polish vodka.”

Smirnoff Vodka war zu dieser Zeit bereits eine amerikanische Marke und polnischer Vodka in der Karibik, wo der Roman spielt, nahezu nicht erhältlich. Der einzige russische Vodka der in den 1950er in die entsprechende Region geliefert wurde war Stolichnaya. Es ist also wahrscheinlich, dass Bond eben diese Marke serviert bekommen hat, als er gerade keinen Mordanschlag von Dr. No zu befürchten hatte und die Vorzüge der Karibik entsprechend genießen wollte.

Auch in weiteren Romane der James-Bond-Reihe wird Vodka häufig prominent in Szene gesetzt. So bestellt Bond beispielsweise in Casino Royale eine Karaffe eisgekühlten Vodka um diese zusammen mit Vesper und begleitendem Kaviar zu genießen. Nur ein einziges Mal wird in den Romanen allerdings eine Vodkamarke genannt – Wolfschmidt.

Wolfschmidt ist eine in Europa nahezu unbekannte Marke, deren Eigentümer nach der Oktoberrevolution über die Niederlande in die USA geflohen sind. Dort waren sie laut dem bekannten Vodkaautor Desmond Begg, sogar noch vor Smirnoff, für die Einführung des Vodkas verantwortlich. Mittlerweile führt diese einst große Marke unter dem Besitz des Beam Suntory-Konzerns (Jim Beam) allerdings leider ein Schattendasein.

Bond kommt im Roman Moonraker im fiktiven Londoner Gentlemen’s Club „Blades Club“ mit dem Wolfschmidt in Kontakt.

Zusammen mit seinem Chef M befindet er sich dort zum Abendessen als dieser anmerkt:

Ah, Grimley, some vodka, please.” He turned to Bond. “Not the stuff you had in your cocktail. This is real pre-war Wolfschmidt from Riga. Like some with your smoked salmon?

Very much“ said Bond.

Als M ihm schließlich drei Fingerbreit Wolfschmidt Vodka aus eine gefrosteten Karaffe eingießt, streut Bond unvorhergesehenermaßen eine Prise schwarzen Pfeffer in diesen. Dies verwundert nicht nur M, sondern auch uns. Am besten erklärt 007 daher selbst, was er damit bezweckt:

“It’s a trick the Russians taught me that time you attached me to the Embassy in Moscow,” apologized Bond. “There’s often quite a lot of fusel oil on the surface of this stuff – at least, there used to be when it was badly distilled. Poisonous. In Russia, where you get a lot of bathtub liquor, it’s an understood thing to sprinkle a little pepper in your glass. It takes the fusel oil to the bottom. I got to like the taste and now it’s a habit.”

Heutzutage braucht man sich bei legal destilliertem Vodka glücklicherweise keine Gedanken mehr um entsprechend hohe Fuselölkonzentrationen machen. Wer allerdings einmal selbstgebrannten Slivovitz o.ä. probiert hat, der wird sich diesen Trick von Bond evtl. für die Zukunft merken.

Während übrigens auf der Basis von Trauben destillierter Vodka momentan durchaus im Trend ist (Ciroc Vodka, rude Vodka), schien auch der Wolfschmidt Vodka ein Weindestillat zu sein. Dies lässt zumindest das Etikett vermuten. Dort steht „Stolovoje Ociscennoje vino“, was sich mit rektifizierter Tafelwein übersetzen lässt.

Wodka Wolfschmidt

Wodka Wolfschmidt

Ob der Wodka Wolfschmidt allerdings wirklich aus Trauben destilliert ist und ob die Schwärmerei von M berechtig ist, das würden wir gerne in einer Verkostung rausfinden. Wer also die restlichen Flaschen aus dem Abend von M und Bond im Blades – ein Mouton Rothschild ’34 und ein Dom Perignon ’46 – beisteuert, den laden wir gerne zu einem authentischen James Bond Dinner inkl. der im Buch beschriebenen Speisen ein.

Robin Stein (†)

Robin Stein, Jahrgang 1987, war studierter Lebensmitteltechnologe und der Jüngste im Team. Sein Weg führte ihm nach dem Abitur 2006 über ein viermonatiges Praktikum in Pusser's New York Bar in München nach Bergisch-Gladbach, wo er eine Ausbildung als Hotelfachmann im Schlosshotel Lerbach absolvierte. Seine persönlichen Honigfallen waren Champagner, Obstbrände, Wein und Whisk(e)y.

Salon 2002

2 Kommentare

  1. Sebas

    Im aktuellen Bond wird übrigens Belvedere gereicht.

  2. Robin Stein

    Danke für den Hinweis. Wir haben außerdem noch herausgefunden, dass in den Filmen mit Timothy Dalton Stolichnaya gezeigt wird.

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