Ich schätze übersichtliche Portfolios. Nicht überbordend, sondern auf wenige Produkte konzentriert. Und das ist wieder so eine Sache, die Krug meisterhaft beherrscht. Der ursprüngliche Ansatz des Hauses ist diesem Gedanken verpflichtet: Man solle zwei Weine machen, einen, der immer eine konstant hohe Qualität und damit das Bild des Hauses zeigt und einen, der den Jahrgang perfekt abbildet. Sprich: eine Cuvée, ein Millésime. So weit, so simpel. Dass bei Krug neben einem Rosé noch die beiden Clos-Weine und die Collection dazu gekommen sind, akzentuiert die Konsequenz dieses Ansatzes nur ein wenig – insbesondere die letztgenannten sind absolute Nischenprodukte, unerschwinglich und rar.
Wenn Krug einen neuen Jahrgang lanciert, ist dies dementsprechend immer eine Besonderheit. Ein neues Gesicht auf dem Markt, eine neue Interpretation eines spannenden Jahres. Hiervon kann man mit Sicherheit ausgehen – beweist ein Jahrgang auf der Flasche im Keller, dass er nicht den Erwartungen genügt, wird der Wein nicht auf den Markt gebracht – so geschehen beim Clos du Mesnil 1999. Qualität steht über allem.
Der Jahrgang 2003 ist schon länger auf dem Markt, doch man lässt sich Zeit, bis der Wein an dem Punkt ist, an dem er sein soll. Darum kommt das Vorgängerjahr 2002 nun nach ca. dreizehn Jahren Reife im Keller und einem weiteren nach dem Degorgement auf den Markt. 2002 gilt neben 2008 als das beste Jahr der vergangenen Dekade in der Champagne – die meisten Häuser sind aber selbst bei den Prestige Cuvées längst über den Jahrgang hinaus. Wie (fast) immer bei Krug handelt es sich um eine Cuvée aus Chardonnay (39%), Pinot Noir (40 %) und Pinot Meunier (21 %). Fühlen wir dem Wein auf dem Zahn!
Krug 2002
Chardonnay (39%), Pinot Noir (40 %) und Pinot Meunier (21 %)
Getrunken aus dem Gabriel-Glas
Nase:
Eine tiefe Balance mit toller Frucht, ein erster Hauch von Rösttönen, die aber elegant eingebunden sind und deutlich weniger präsent, als man es von anderen Krug-Champagnern kennt. Mit Zeit entwickeln sie sich, bleiben aber im Hintergrund. Die Nase ist voll und intensiv mit dunkler Frucht und Pflaume.
Gaumen:
Der erste Schluck bestätigt die Nase. Man merkt wieder einmal, welche Brillanz mit Pinot Meunier möglich ist, wenn man das Spiel so hervorragend beherrscht wie Eric Lebel, Chef de Caves bei Krug. Ein toller Körper, ein sehr eleganter Champagner. Klar mit deutlicher Frische und schöner Säure, brut im Wortsinn: angenehm herb – im positivsten Sinne! Grapefruit. Eine massive, fast noch ungestüme Energie und eine sehr hohe Intensität. Mit Zeit entdeckt man charmante Mandeltöne und ein wenig Marzipan sowie frische Brioche. Dazu kommt eine kräftige Mineralik.
Abgang:
Die Präsenz des Weines ist beeindrucken, dementsprechend lang und kraftvoll ist das Finish.
Update September 2017
Wir haben nachverkostet und konnten die ersten Eindrücke und auch unsere Einschätzung zur Entwicklung voll und ganz bestätigen. Krug 2002 ist ohne Zweifel ein Gigant. Mit Fülle und einem reichhaltigen Körper kommt er mittlerweile daher, mit Mandel und Haselnuss, mit sehr viel Substanz und vor allem einer Tiefe, wie man sie nur sehr selten erlebt. Die Energie hat er behalten, aber die Aromen sind deutlich ausgeformter und klarer. Fulminant.
Dass Champagner mit Zeit und Ruhe im Keller noch gewinnt, ist bekannt. Dass dies für Krug insbesondere gilt, ebenso. Aber beim 2002er möchte ich dies noch einmal unterstreichen. Der Wein ist ganz am Anfang seiner Entwicklung und der Facettenreichtum wird sich Stück für Stück offenbaren und entfalten. Momentan ist der Champagner klar in der Fruchtphase und er bereitet schon großes Trinkvergnügen. Für Geduldige aber gilt: Weglegen und mindestens drei Jahre vergessen. Der 2002er wird es danken – und zeigen, was für ein großer Champagner er ist!

Krug 2002
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Trinklaune.de hat für die Verkostung Produktproben erhalten. Daran geknüpft war weder die Verpflichtung zur Berichterstattung noch eine Einflussnahme auf den Inhalt des Artikels.
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