Nächste Runde! Erneut gibt es einen günstigen Champagner, von dem man sich auch ein zweites oder siebtes Fläschchen aufmachen kann, ohne vorher mit dem Bankberater gesprochen zu haben.
Heute kommt unser Champagner von Michel Arnould aus Verzenay (Grand Cru). Arnould produziert ca. 100.000 Flaschen pro Jahr, 80 % seiner zwölf Hektar Rebfläche sind mit Pinot Noir bestockt. Dies überrascht wenig, da Verzenay für seine hervorragenden Pinots bekannt ist. Der Brut Tradition ist der Einstiegswein von Arnould. Selbiger verkauft laut Richard Juhlin auch Trauben an Bollinger, behält aber die besten für sich und seine eigenen Weine. Das macht neugierig. Herr Juhlin war es auch, der mit einer selten gesehenen Bewertung von vier Sternen in seinem jüngsten Buch „A Scent of Champagne“ meine Aufmerksamkeit auf das Haus Arnould lenkte.
Michel Arnould Brut Tradition
100 % Pinot Noir
Getrunken aus diversen Gläsern – siehe unten
Nase:
Schön dunkel, aneinander schlagende Feuersteine, Apfelkompott und Williamsbirne. Insgesamt ein sehr einladender Duft, der das Feld, auf dem der Wein aufspielt, bereits absteckt.
Gaumen:
Die massive Kohlensäure ist das erste, das auffällt. Mit etwas Zeit legt sie sich aber auf ein normales Maß. Ähnlich zur Nase ist der Champagner am Gaumen in einem Spannungsfeld von dunkler Traubenfrucht und einem sehr schönen mineralischen Rückgrat unterwegs. Eine kräftige Kreidenote sorgt dafür, dass der Wein trocken und angenehm zurückbleibt und im Grundcharakter eher schlank wirkt. Die Frucht eines Blanc de Noirs ist zwar da, jedoch deutlich verhaltener als bei vielen anderen Weinen – ich finde es sehr gelungen, da der Arnould Tradition damit einen hervorragenden Trinkfluss mitbringt. Süße und Säure sind optimal austariert, sodass das Glas schneller geleert ist als erwartet.
In letzter Zeit bin ich mehr und mehr dazu übergegangen, auch Champagner aus dem formidablen Gabriel Glas zu probieren und zu trinken. Aber in diesem Fall war es keine optimale Wahl. Die starke Kohlensäure war zu dominant, der Wein versteckte sich dahinter. Darum haben wir herumprobiert. Noch extremer mit der Kohlensäure war es im Zalto Süßweinglas, das eigentlich oft gut für Champagner funktioniert. Ging nicht. Riedel Vinum Cuvée Prestige war in Anbetracht der geringen Oberfläche in Ordnung, aber wirklich gelungen war das Riesling Glas aus der gleichen Serie. Die Frucht kam etwas mehr durch, die Kohlensäure war verhaltener, aber immer noch kräftig. Ein typisches Weißweinglas funktioniert hier also wunderbar – und die Unterschiede zwischen verschiedenen Gläsern beim gleichen Wein sind immer wieder frappierend groß.
Zurück zum Wein – der Brut Tradition dürfte ein hervorragender Champagner für den offenen Ausschank in einer Bar sein. Charakterlich gefestigt, nicht einseitig und mit einer so soliden Kohlensäure, dass er auch fürs Mixen herrlicher Champagnerdrinks gut geeignet ist. Und dazu kommt ein fast unschlagbarer Preis – 25,50 €. Ihr bekommt diesen wirklich gelungenen Wein bei Martin Gumbrecht – einfach eine E-Mail schicken, auch sonst hat er tolle Champagner und Weine im Angebot. Nachschenken!

Michel Arnould Brut Tradition
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