New Western war gestern. Cotswolds DRY Gin.

Wird wieder einmal ein neuer Gin aus Hastenichtgesehen mit Süßholzabrieb im Gin Tonic angepriesen wird, stellt sich bei mir manchmal die Sehnsucht nach dem Dry Gin ein. Ein trockener, knackiger und kantiger Gin, mit Wacholder, Zitrus und Gewürzen.
Diese Gins gibt es, keine Frage. Nichts hält mich davon ab, sie zu bestellen, das mache ich auch. Und dies ist keine Abrechnung mit all dem Gin: Die Tatsache, dass es so viele Gins gibt, die keiner braucht, lenkt manchmal davon ab, wie viele fantastische neue Produkte auf dem Markt sind, die ganz selbstverständlich benutzt, gemixt und getrunken werden. Das hat die Kategorie vorangebracht, von der Sensibilisierung des Endverbrauchers (man schaue ins Gin-Regal eines größeren Edeka-Marktes…) ganz zu schweigen.

Die neuen Gins haben den Blick auf Gin generell verändert. Wie schmeckt dann ein neuer Gin, der einem klassischen Muster folgt?

Die Cotswolds Distillery gibt die Antwort. Beziehungsweise eine mögliche Antwort. Im Herzen des Mutterlandes des Gins angesiedelt, wird in dem jungen Unternehmen neben Gin auch Whisky gebrannt.
Es ist eine für Zeit und Zeitgesit typische Geschichte: Business-Aussteiger siedelt auf der Suche nach mehr Freiheit in den ländlichen Raum über, stolpert über die Gerstenfelder der wunderschönen Region, bildet sich fort, lässt eine Destille bauen und brennt seitdem hochwertige Spirituosen. Wie immer: das Narrativ der Suche. Suche nach dem Echten und Wahren.

Aber davon abgesehen, dass man das Muster kennt: Der Cotswolds Dry Gin hat vieles im Gepäck, um die Kategorie Dry Gin zu prägen.

Nase:
Limette und Wacholder, eine feine Frische steigt aus dem Glas auf. Die Intensität ist zupackend, etwas frisches Harz und Tannennadeln.
Gaumen:
Tolle Kraft! Sehr trocken, Wacholder dominiert. Wie angenehm! Dazu Koriander, eine trockene Gewürznote liegt darunter. Eine elegante Zitrusfrische sorgt für Zugänglichkeit, die Gewürznote erinnert an die großen Gewürzlager in der Hambuger Speicherstadt. Konzentriert, kräftig, präsent. Das Finish bleibt lang und trocken.

Ein herrlicher Gin. Gin, wie ich ihn kenne und schätze. Aber keiner der großen alten Klassiker in einer hipperen Flasche, sondern eine eigenständige Definition der Kategorie Dry Gin, die sehr gut gelingt und zumindest mich dort abholt, wo ich Gin besonders gern mag.

Ein solcher Gin macht es dem Mixenden natürlich leicht. Die Klassiker wie Gimlet, Martini oder Ramos Gin Fizz funktionieren wunderbar. Und vielleicht liegt hier die Schwierigkeit des Cotswolds Gin. Er passt so gut ins klassische Muster, dass er auf der blinkenden, buhlenden Reeperbahn des Gin-Marktes nicht durchdringend genug ist.

Am besten hat uns dennoch ein Drink in absolut klassischer Bauart gefallen:

Westwärts? Wirklich?
6 cl Cotswolds
3 cl Amontillado Sherry
1 cl Cointreau

stir – straight

Cotswolds Dry Gin

Cotswolds Dry Gin

Das Geschmacksbild ist pure, reine Klassik. Viel Gin am Gaumen, eine schöne Frische vom Wacholder, der Sherry grundiert mit einem sanften Nusston und der Cointreau gibt diesen kleinen Hauch Zitrusfrische, der jede Zeste überflüssig macht und tariert mit seiner Süße den Drink minimal aus. Mögen wir!

PS. Es gibt noch Gin in Flaschen, die größer als o,5 Liter sind. Kracher.

PPS. Matthias von Augustine Bar hat sich mal wieder mit einem tollen Drink zum Cotswolds ausgelebt. Nachmixen!

Es gilt unser Disclaimer: Wir schreiben nur über das, was wir mögen!
Trinklaune.de hat für die Verkostung Produktproben erhalten. Daran geknüpft war weder die Verpflichtung zur Berichterstattung noch eine Einflussnahme auf den Inhalt des Artikels.

Torben Bornhöft

Torben Bornhöft beschäftigt sich seit 2004 leidenschaftlich mit Themen rund um Bar, Cocktails und Genuss. Nachhaltig geprägt durch fünf Jahre im Hamburger Le Lion und die Likörproduktion mit Forgotten Flavours liegt Torbens Fokus hier mittlerweile auf den Themen Champagner, Infusionen und Twists auf Klassiker.

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