Bollinger geht immer.
Als einer der großen Klassiker und eines der weniger Häuser, die sich nach wie vor im Privatbesitz befinden, scheint jeder Wein hervorragend zu gelingen. Nicht ohne Grund. Die berühmten Magnums, in denen die Reserveweine für die Spécial Cuvée gelagert werden, sind sicherlich ein wesentlicher Aspekt. Auch die lange Reifung vor dem Degorgement (ca. vier Jahre bei der Spécial Cuvée und dem Rosé, die Jahrgangsweine natürlich noch bedeutend länger) trägt ihren Teil zur Güte bei und die hervorragende Traubenqualität ist natürlich von ganz besonderer Bedeutung.
Aufgrund des hohen Anteils an Pinot Noir in den Cuvées sind die Weine von Bollinger oft etwas fülliger und voluminöser, werden aber nie plump. Und das trotz 8,8 gr. Dosage im Basiswein – erstaunlich.
Immer wieder findet man das Adjektiv „weinig“ in den Beschreibungen und Verkostungsnotizen. Mir erscheint dies immer etwas unsinnig, ist Champagner doch per se ein Wein, auch wenn er oft als eigenständige Kategorie neben stillem Wein wahrgenommen wird.
Was vermutlich oft hinter „weinig“ steckt, sind die Dichte und die Fülle der Champagner des Hauses. Häufig lassen sich einzelne Aromen nicht so leicht identifizieren und herauspicken, die Weine sind so harmonisch und dicht gewoben, dass nichts herausfällt. Dann behilft man sich eben mit „weinig“. Stimmt ja auch irgendwo. Und diese typischen Merkmale findet man in dem Wein, um den es heute geht.
Vom neuen Jahrgangschampagner aus 2007 wurden ca. 200.000 Flaschen hergestellt, die nun auf den Markt kommen. Die Grande Année Rosé wird voraussichtlich erst 2018 die Regale erreichen. Hierbei handelt es sich um die gleiche Cuvée wie bei der Grande Année, jedoch ergänzt um ca. 5 % Rotwein aus Bollingers Spitzenparzelle „Côte aux enfants“. Da sich die Rosé-Variante aktuell jedoch noch ein wenig verschlossen zeigt, wird ihr noch etwas Reife im Keller gegönnt.
Bollinger La Grande Année 2007
70 % Pinot Noir, 30 % Chardonnay
92 % aus Grand Cru-Lagen, 8 % aus Premier Cru-Lagen. Besonders stark vertreten sind Pinot Noirs aus Aÿ und Verzenay.
7 gr. Dosage, deg. im Juni 2016
Nase:
Kalk zu Beginn, schlank und energiegeladen. Kandierte Grapefruit und weitere Zitrusfrüchte, ein wenig Limettensorbet. Honigmelone und Buttercrème sind hintergründig auszumachen, sie grundieren und geben ein wenig Fülle und Gemütlichkeit. Insgesamt offen und zugänglich.
Gaumen:
Eine schöne Frische fällt sofort auf. Die Säure ist kräftig, aber keineswegs schneidend oder aggressiv. Der Wein ist präsent und zeigt sich ähnlich harmonisch wie in der Nase, erneut nasser Kalk und eine gute Struktur. Die Zitrusfrüchte sind wieder da, die durchaus typische, etwas dunklere und füllige Bollinger-Frucht hingegen erahnt man nur im Hintergrund, was den Champagner ausgesprochen geradlinig und charakterstark macht. Ein Hauch von Buttercrème harmonisiert. Die Intensität des Weins ist hoch, dabei ist er jedoch nicht allzu breit – sehr angenehm. Alles wirkt in dieser primären Phase sehr gut integriert, man darf gespannt sein, wohin die Reise nach einigen Jahren der Reife geht.
Eine wirklich gelungene Grande Année! Wer auf der Suche nach purer, gemütlicher Frucht ist, wird vermutlich nicht ganz glücklich, dafür umso mehr all jene, die sich einen spannenden, energiegeladenen Champagner wünschen, der ganz klar ein Bollinger ist!

Bollinger La Grande Année 2007
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