Pierre Brocard Contrée 2006

Ein Blick ins Cuvée-Magazin und Pierre Brocard Contrée 2006

Den Basisweinen – Paradebeispiele für die Kategorie „Nachschenken!“ – von Pierre Brocard haben wir uns bereits vor einiger Zeit gewidmet. Für kleines Geld gibt es hier gute Weine.

Seit einiger Zeit findet im Haus jedoch ein Umbruch statt, wie man ihn oft in kleineren Weingütern findet. Die gut ausgebildete jüngere Generation folgt den Eltern nach und verändert Stil und Portfolio nach eigenen Interessen und Vorlieben. Diese leise stattfindende Entwicklung wäre an uns vorbeigegangen, wenn wir nicht ins Cuvée-Magazin geschaut hätten. Diese neue Weinzeitschrift ist ein beeindruckendes Ein-Frau-Projekt – zumindest fast. Mit ausgesprochen viel Liebe zum Detail und Akribie hat Stefanie Köhler ein kleines Juwel geschaffen, dessen erste Ausgabe sich intensiv mit der Champagne beschäftigt. Wunderschöne Bilder illustrieren die englischsprachigen Reportagen, in denen ein sehr schöner Querschnitt der Vielfalt der Champage abgebildet wird. Nur wenig Werbung begegnet dem Leser von Cuvée, dafür findet man eine ausgesprochen schöne Druck- und Papierqualität vor. Klare Empfehlung!

Cuvée-Magazin

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Zurück zu Pierrre Brocard. Thibaud Brocard hat Stück für Stück die Fäden in die Hand genommen und baut das Weingut nach seinen Vorstellungen um. Sein Fokus liegt klar auf Pinot Noir, am liebsten würde er vollständig auf den Anbau von Chardonnay verzichten. Um die Veränderungen des Weinguts jedoch nicht am Kunden vorbei voranzubringen, geht er es etwas geruhsamer an, baut aber auch den Chardonnay mutiger und geradliniger aus, als seine Eltern es getan hatten. Dennoch soll der Fokus auf seinem Aushängeschild liegen. Mit der Cuvée Contrée aus dem Jahr 2006 hat Thibaud Brocard einen hervorragenden reinsortigen Pinot Noir aus Celles-sur-Ource vorgelegt, der es eindeutig wert ist, probiert zu werden.

Pierre Brocard Contrée 2006

Pierre Brocard Contrée 2006

Pierre Brocard Contrée 2006
100 % Pinot Noir, Gabriel Glas, 0 gr. Dosage

Nase:
Käsekuchen mit Mandarinen, dazu eine schöne Zitrusfrische, charmante und elegante Frucht, es gesellt sich Tiefgründigkeit dazu. Tonkabohne. Die Entwicklung über die ersten Minuten ist rasant, der Wein blüht auf wie eine Blume in der Zeitrafferaufnahme. Etwas Schwarzbrot, echte Substanz kommt dazu. Stück für Stück findet man den vollen Ton, den man bei biologisch erzeugten Champagnern oft finden kann. Er changiert irgendwo zwischen zupackendem und vollfruchtigem Aroma.

Gaumen:
Ein dicht gewobener, dennoch ganz klar auf der eleganten Seite verorteter Wein. Schwarzbrot ist wieder da, als gäbe es eine großzügige Süße ab. Der Wein ist vollkommen undosiert, aber absolut harmonisch. Eingelegte Aprikosen, die Tonkabohne taucht erneut auf. Ätherische Aromen wie der Gang durch einen Lorbeerwald, Duft der Garrigue.
Die Säure ist gut eingeflochten und generell beeindruckt dieser Wein durch eine superbe Balance aus (gefühlter!) Süße, Säure und Eleganz. Er trägt klar die Handschrift der Côte des Bar und wartet mit einem riesigen Trinkfluss auf.

Das. Ist. Richtig. Gut.

Eine unbedingte Kaufempfehlung für diesen Champagner! Mit ca. 36 € bietet er erneut viel Wein fürs Geld, im Gegensatz zu den Cuvées seines Vaters, die gelungen waren, trägt der Contrée von Thibaud Brocard jedoch eine eindeutige Handschrift – getreu seiner Selbstbezeichnung als „vigneron identitaire“. Man darf gespannt sein, was in Zukunft noch von diesem spannenden Winzer zu erwarten ist!

Pierre Brocard Contrée 2006

Pierre Brocard Contrée 2006

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Torben Bornhöft

Torben Bornhöft beschäftigt sich seit 2004 leidenschaftlich mit Themen rund um Bar, Cocktails und Genuss. Nachhaltig geprägt durch fünf Jahre im Hamburger Le Lion und die Likörproduktion mit Forgotten Flavours liegt Torbens Fokus hier mittlerweile auf den Themen Champagner, Infusionen und Twists auf Klassiker.

Saramago
New York City

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