Unnötig zu erwähnen, dass mein Herz beim Schaumwein eindeutig dem Champagner gehört. Nicht, weil er per se jeden anderen Schaumwein ausstechen würde. Auch nicht, weil deutscher Sekt nicht auf dem gleichen Niveau sein könnte. Aber ich liebe die Eleganz, die Vielschichtigkeit und die Präsenz großer Champagner.
Ganz anders als Champagner – und wahnsinnig spannend – war jedoch ein Rieslingsekt von Peter Lauer, der unsere letzte Champagnerprobe bereichert hat. Bei Lauer in Ayl an der Saar gibt es neben hervorragenden Rieslingen eine Auswahl an Sekten, die ihresgleichen sucht. Die Réserve-Serie besteht aus alten Jahrgängen. Und alt heißt in diesem Fall wirklich alt: Aktuell gibt es ab Gut die Jahrgänge 1996, 1992, 1988 und 1984. Handgerüttelt und 2017 (bzw. der 1996er 2016) degorgiert – also nach teils über 30 Jahren Hefelager. Champagner dieser Größenordnung kosten durchaus vierstellige Beträge – daher eine ziemlich einmalige Chance, was Lauer hier für den über die Maßen fairen Preis von 45 € auf die Flasche bringt. Wenn das nicht die Neugier eines Schaumweinfans weckt, muss schon viel getrunken worden sein.
Lauer Réserve 88
100 % Riesling, degorgiert 09/2017, 10 % Vol., Gabriel Glas
Nase:
Honig pur, viel Quitte, leichter Rauch und Honigmelone. Nur ganz dezent mischt sich ein feiner Hefeton unter. Ein großes Glas mit Quittengelee, mutet wie ein gut gereifter Riesling Kabinett an, dabei mit superber Frische und viel Stringenz, ohne Opulenz oder Dicke. Goldgelb strahlend und wahnsinnig einladend steht der Wein im Glas.
Gaumen:
Aprikose, wieder Quittengelee und Mandeln. Ein sehr gerader und energiegeladener Wein, der nicht um Aufmerksamkeit buhlt, sondern in sich ruht und extrem stimmig ist. Die Reife des Weins ist erkennbar, aber durch das frische Degorgement wirkt er auf der anderen Seite ausgesprochen jung und vibrierend. Herrliche Quitte, ein Hauch Hefe, mit delikater Fruchtsüße und eleganter Säure.
Dieser Sekt schmeckt so golden, wie er aussieht. Wärmend wie ein Spätsommertag – fantastisch!

Peter Lauer Reserve 88
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