Likör.
Ein mitunter schwieriges Feld. Süß, schwer, altbacken. Erstmal Likörchen. So kann es gehen.
Oder auch anders. Johannes Viehhauser, Marcel Weiß und Christian Stübinger haben die Elbdestille gegründet und sich einem anderen Weg verschrieben. Viehhauser bringt einen Hintergrund in der Spitzengastronomie sowie Erfahrung in den Bereichen Marketing und Produkteinführung bei einem Start-Upmit. Weiß ist Destillateur und studierter Getränketechnologe, Stübinger unterstützt als begeisterter Liebhaber guter Ideen. Aktuell wird der Likör der drei – Licor Granate – noch in Weiß‘ Destillerie am Königsstuhl gebrannt. Ein Umzug nach Hamburg, der den Namen Elbdestille dann auch geographisch widerspiegelt, ist für die Zukunft geplant.
Zum Produkt! Licor Granate heißt es. Schöne, wertige 0,7-Liter-Flasche, ansprechendes Design. 13,99 €. Das ist heute ein ziemlich ungewöhnlicher Preis. Da mussten wir nachfragen.
Erstmal die harten Fakten. 15 % Vol., 100 gr. Zucker / Liter und damit an der gesetzlichen Untergrenze für Likör. Mit fieser Süße haben wir es ja generell nicht so, das kommt uns also entgegen. Granate ist ein Granatapfellikör, der mit vier Destillaten vermählt wird, die 20 % des Gesamtproduktes ausmachen: Piment, Tonkabohne, Koriandersamen und Wacholder. Eine schöne Idee, um einem Likör mehr Komplexität zu verleihen, ohne seinen Grundtenor zu stark zu verschieben, zumal Botanicals als Begriff in der schönen neuen Gin-Welt mittlerweile vielen bekannt sein dürfte.
Ein strahlendes Rot scheint einem entgegen, wenn man sich Granate anschaut. Hier werde mit Farbstoff und einem natürlichen Granatapfelaroma gearbeitet, erklärt Viehhauser. Aus zwei Gründen. Wer schon einmal eine Flasche Granatapfelmuttersaft im Reformhaus erworben hat, kennt den ersten Grund. Schlammig-bräunlich-rötlich kommt der Saft aus der Flasche, Oxidation findet er nicht so gut. Ein schwierig zu handhabenes Produkt, die frische und unverbrauchte Farbe von frisch entsaftetem Granatapfel lässt sich kaum transportieren. Grund Nr. zwei ist der Preis – bei 13,99 € pro Flasche ist eine Arbeit mit frischem Granatapfel schlichtweg nicht möglich. Das kann man pauschal ablehnen – sollte dann aber auch (Farbstoffe und Co…) Campari zügig aus dem Backboard entfernen. Farbstoff wie Aroma werden für Granate in Deutschland maßgeschneidert. Die zusätzlichen Destillate werden einzeln gebrannt und anschließend mit der Granatapfelmischung vermengt.
Ab ins Glas. Ganz schön rot und farbecht, hier gilt es, sauber zu arbeiten.
In der Nase wird ein fruchtig-feiner Eindruck transportiert. Ein feiner Oberton von Gewürzen ist zu erkennen, er rundet ab und gibt Komplexität. Am Gaumen merkt man zuallererst: angenehm wenig Zucker. Granate klebt überhaupt nicht. Ein sehr ausgewogener Eindruck am Gaumen, fruchtig, leicht und angenehm. Dabei aber nicht langweilig – sondern einfach sehr zugänglich. Eine elegante Frucht, mit gerade genau so viel aromatischer Ergänzung, wie nötig ist, um vom Banalen ins Interessante zu gelangen!
Die Macher empfehlen Granate als Shot, als Spritz-Variante und als Longdrink mit Tonic oder Soda. Eine klare Zielgruppenfokussierung gebe es dabei nicht, so Viehhauser. Granate passt in die Kiezkneipe und in die gehobene Gastronomie. Davon wollten wir uns überzeugen und haben Getränke zubereitet.
Granate Tonic
5 cl Licor Granate
Tonic (tendenziell eher trocken)
Rosmarinzweig optional
Hier ist alles in der Balance. Ein sehr entspannter, leichter und erfrischender Drink. Der optionale Zweig Rosmarin, der so schnell fürchterlich dominant ist, passt hier richtig gut. Die ätherischen, kräutrigen Aromen ergänzen den Drink auf angenehme Weise, nehmen ihm aber nicht seine Leichtigkeit.

Granate Tonic
Wer es seriöser angehen möchte, holt die Rührgläser heraus.
Summer Wine
3 cl Tequila Blanco
3 cl Fino Sherry
3 cl Licor Granate
gerührt, auf Eis, Zitronenzeste
Irgendwo zwischen Negroni-Idee und doch zu weit davon entfernt ist dieser Drink entstanden. Ein voller und aromatischer Drink, Süße, Säure, Kraft und Finesse finden sich. Der konzentrierte, salzige Geschmack eines Fino ist durchaus nicht jedermanns Sache, aber in Kombination mit der granatigen Frucht und der kräftigen Tequila-Basis wird dies schön austariert. Der geringe Zuckergehalt des Likörs macht sich hier angenehm bemerkbar, denn er erlaubt, dass man so viel nimmt, dass die Frucht auch durchkommt und sich nicht nur hintergründig abzeichnet.
Drinks: Beides geht. Ambitionierter Drink oder entspannte und unkomplizierte Kiste für den Balkon bei der sommerlichen Hitze. Schön!
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