Es geht weiter mit dem Champagnermonat Oktober! Von Ambonnay geht es etwa 15 Kilometer weiter in den Westen nach Dizy, von der Montagne de Reims ins Vallée de la Marne, vom Grand Cru zum Premier Cru. Aber die Zeiten der doch recht groben Échelle des Crus, in der komplette Ortschaften einem bestimmten fixierten Traubenpreis zugeordnet wurden, sind lang vorbei. Viel zu fein werden die Unterschiede einzelner Lagen mittlerweile herausgearbeitet, doch die Begriffe Grand Cru und Premier Cru haben nach wie vor Bedeutung, wenngleich nicht im Ansatz so wie beispielsweise im Burgund.
Champagne Jacquesson ist ein Haus, das nicht vorgestellt werden muss. Die Chiquet-Brüder haben ihr Portfolio in den letzten Jahren jedoch einer deutlichen Profilschärfung unterzogen. Neben der Einführung von Spätdegorgements spielen die Einzellagenchampagner eine große Rolle; dem Champ Caïn 2002 haben wir uns hier bereits gewidmet. Den drei weiß ausgebauten Einzellagen steht ein Rosé gegenüber – Dizy Terres Rouge.
Ganz im Südwesten von Dizy gelegen, besitzt Champagne Jacquesson hier eine Parzelle von 1,35 Hektar mit Pinot Noir, der 1993 gepflanzt wurde. Die harten Fakten zur Weinbereitung: Die Truaben werden entrappt, angedrückt, es gibt eine kurze Maischestandzeit (dementsprechend ein Rosé de Saignée), danach läuft der Most ohne weiteren Druck ab. Die malolaktische Gärung wird zugelassen, der Wein anschließend komplett in Eichenfässern ausgebaut.
Neben dem Ausdruck der Lage ist das Spannende an solchen Weinen immer auch der Ausdruck des Jahres. Dieser wird besonders deutlich, wenn man zwei Jahrgänge nebeneinander verkosten kann – in unserem Fall waren das 2007 und 2008. Besonders interessant in Anbetracht der Tatsache, dass 2008 als herausragend gutes Jahr gilt, 2007 fällt daneben ein wenig ab.

Jacquesson Dizy Terres Rouges 2008
Jacquesson Dizy Terres Rouges 2007
100 % Pinot Noir; Dosage 3,5 gr./L, degorgiert 03/2012
Nase:
Zuerst fällt die ausgesprochen dunkle Farbe auf, eher ein heller Rotwein denn Rosé. In der Nase massive Töne von Cassis und Brombeere. Dunkelste Frucht, aber einladend.
Gaumen:
Viel Struktur, Tannine, auch hier ausgesprochen viel sehr dunkle Frucht mit Crème de Cassis und Brombeere, ein zupackender Wein im Mund, dem man die Maischestandzeit anmerkt. Mit Standard-Roséchampagner nicht zu vergleichen, dieser Wein atmet vor allem seine Machart. Man wünscht sich sofort ein Tatar dazu, das er sicher gut begleiten würde. Ein Wein für Strukturfans, dem die bisherige Flaschenreife gut getan hat!
Direkt daneben gibt es zum Vergleich:
Jacquesson Dizy Terres Rouges 2008
100 % Pinot Noir; Dosage 3,5 gr./L, degorgiert 02/2014
Nase:
Mehr Frische als sein Gegenpart aus 2007, stringenter und auch etwas typischer Champagner. Es duftet erneut nach roten Früchten, aber weniger dominant. Dafür gesellt sich ein Oberton wie von einem feinen Rhum Agricole dazu.
Gaumen:
Insgesamt einfach deutlich vollständiger als der 2007er. Mit dem 2008er könnte man auch problemlos allein einen Abend verbringen, wenn man einen Beschäftigungschampagner sucht. Er würde sicher als Essensbegleiter gut funktionieren, aber geht auch solo. Erneut bringt der Wein viel Struktur mit, aber er ist balancierter und etwas zurückgenommener, was ihm gut steht.
Spannende Weine aus Dizy, die den Rosé-Begriff bis hinter die Schmerzgrenze dehnen. Etwas mehr Säure als Ausgleich zur üppigen Schwere stünde diesen Weinen gut. Doch wer nach einem Champagnererlebnis weit abseits der ausgetretetenen Pfade sucht, dem seien diese Weine empfohlen.

Jacquesson Dizy Terres Rouges 2007 & 2008
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