Vor etwas längerer Zeit haben wir in trinklauniger Runde einen wunderbaren Abend mit den Champagnern von Perrier-Jouët verbracht. Und was schön war, sollte man gelegentlich wiederholen. Zumal der Zustand, keinen Überblick über die aktuellen Jahrgänge der Belle Epoque zu haben, eigentlich generell kaum vertretbar ist. Also ändern wir das. Deniz Cömert und Raffael Koch von Pernod-Ricard haben aberwitzige Mengen Champagner, Sushi und noch etwas Gin vorbeigebracht und die Tagesordnung präsentiert – dann ging es los.

Für einen entspannten Start sorgten die drei Basiscuvées (Grand Brut, Blason Rosé, Blanc de Blancs), von denen für mich der Blanc de Blancs mit seiner eleganten und unaufdringlich-frischen Art für mich knapp die Nase vorn hatte. Den Hausstil konnte man bereits klar erkennen: frisch, floral, leicht, elegant. Alle Weine mit spürbarer, aber gut eingebundener Dosage-Süße, die man durchaus etwas reduzieren könnte. Dann ging es ans Eingemachte: Belle Epoque im aktuellen Jahrgang 2012, dazu eine Flasche 2002, die sich leider als schlecht gelagert erwies und somit keine Genussmomente mehr zu bieten hatte. Dann weiter mit Belle Epoque Rosé 2010 und Belle Epoque Blanc de Blancs 2006. Viel zu tun also, aber solch ein Acht-Stunden-Tag kann sich doch sehen lassen.

Perrier-Jouët Belle Epoque 2012
50 % Chardonnay, 45 % Pinot Noir, 5 % Pino Meunier; 9 gr. / L
Nase:
Schöne mineralische Frische, Zitrone und Bergamotte. Dazu etwas Kalk. Rund, elegant und einladend, dazu gesellt sich mit etwas Zeit ein spannender Kokosnusston.
Gaumen:
Sehr harmonischer und faettenreicher Champagner. Die Handschrift des Hauses ist klar zu erkennen, feine florale Töne, wieße Pfirsiche. Die Kokosnuss is wieder da, ergänzt um etwas Macadamia. Zitronenschale und Limette. Süße und Säure sind gut balanciert und einander ebenbürtig.
Und dieser Trinkfluss ist brutal. Das Glas ist eigentlich sofort wieder leer.

Perrier-Jouët Belle Epoque Rosé 2010
45 % Chardonnay, 50 % Pinot Noir (davon 11 % als Rotwein ausgebaut), 5 % Pinot Meunier; 8 gr. / L
Nase:
Frische und Fülle halten sich die Waage, Himbeere, Zitrone, Baiser. Auch hier finden sich wieder florale Töne.
Gaumen:
Viel Struktur, ein Champagner, dem ein größeres Glas guttut. Hier entfaltet er seine delikate Fruchtigkeit, ein wenig Himbeere und Erdbeere, aber auch Feigentöne kommen zum Vorschein. Aber es handelt sich hier mitnichten um eine Fruchtbombe, der Wein ist elegant und voller Finesse, mit viel Substanz und einer überraschend stabilen Struktur, der einzig ein Hauch weniger Zucker noch guttäte.

Perrier-Jouët Belle Epoque Blanc de Blancs 2006
100% Chardonnay; 8 gr. / L
Nase:
Eine Nase zum Versinken. Schon im kleineren Glas wunderbar, aber im Burgunderglas ein Traum. Pure Schönheit, unglaubliche Eleganz. Ein zurückhaltender, glockenklarer Champagner, der eindeutig das Terroir Cramant transportiert, von dem er kommt. Weich und samtig, mit Volumen. Ein großer Korb Zitrusfrüchte, frisch vom Markt: Grapefruit, Limette, Zitrone. Dazu Kalk und ein wenig Buttercrémetorte.
Gaumen:
Eine sommerliche Blütenwiese, kurz vorm Mähen. Löwenzahn, Honig, etwas Heu. Ein cremiger, substanzreicher Champagner. Etwas Nussigkeit und erneut Buttercréme. Die Säure ist elegant und perfekt eingebunden, Zitrusfrische und füllige Reife umtänzeln einander. Hier ist alles am rechten Fleck.

Sucht man eine verbindende Eigenschaft, um diese drei Geschwister zu überschreiben, lautet sie: Harmonie. Die Handschrift des Hauses, die man schon bei den Basiscuvées klar erkennen und erschmecken kann, wird in den Belle Epoques noch raffinierter und stringenter ausgeschrieben. Jede Abfüllung zeigt eine eigene Facette, aber sie sind immer klar als zusammengehörig zu erkennen. Diese Konsequenz in der Umsetzung in Weinberg und Keller verdient Respekt.
Und wenn man all dem keinen Gedanken widmen möchte, kann man es sich auch leicht machen – und diese Champagner als wunderbare Vertreter eines klassischen, aber modernisierten Hausstils genießen. Denn Trinkfluss und Trinklaune haben sie in Mengen!

Es gilt unser Disclaimer: Wir schreiben nur über das, was wir mögen! Trinklaune.de war eingeladen auf die Verkostung von Pernod-Ricard. Daran geknüpft war weder die Verpflichtung zur Berichterstattung noch eine Einflussnahme auf den Inhalt des Artikels.
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