Monkey 47 Distiller’s Cut 2020 – Der jährliche Martini

Seien wir ehrlich, 2020 nervt.

Ein herausforderndes, belastendes, anstrengendes Jahr. Für jede und jeden, höchstwahrscheinlich. Für die Gastronomie noch viel mehr. Die Liste der wirklich schönen Dinge in 2020 fällt deutlich kürzer als in den meisten anderen Jahren aus.

Darum ist es gut, dass der neue Monkey 47 Distiller’s Cut da ist. Heute kommt er heraus, einige Tausend glückliche Teilnehmer des Raffle können eine der raren Flaschen kaufen. Seit 2018 wird der Distiller’s Cut nur noch über die offizielle Monkey-Website sowie auf einer kleinen Tour in verschiedenen Städten (die dieses Jahr coronabedingt deutlich kleiner ausfallen muss – danke, 2020! ) vertrieben, was den in unfassbarem Maße explodierenden Preisen angenehm entgegenwirkt. Jede*r kann nur eine Flasche kaufen. So erreichen die wenigen Buddeln vielleicht eher die Gaumen der Genießer und wengier die Portemonnaies der Weiterverkäufer.

Wie in jedem Jahr ist auch 2020 eine weitere, achtundvierzigste Zutat zum klassischen Monkey-Rezept dazugekommen. Dieses Jahr war es kein Botanical im eigentlich Sinn. Für den Distiller’s Cut 2020 wanderte der bekannte Monkey mit 55 % Vol. für 180 Tage in Fässer aus japanischer Mizunara-Eiche. In Japan ist das Holz dieser Eichenart für die Fasslagerung von Whisky bekannt. Das Holz der Mizunara-Eiche nimmt besonders viel Flüssigkeit auf, somit arbeiten Spirituosen auch intensiver in diesem Holz. Was die Sache unerfreulich macht: Eine Mizunara-Eiche muss ca. 150 Jahre alt werden, um die Größe zu erreichen, die es braucht, um aus ihrem krumm und quer gewachsenen Holz Dauben zu machen. Hier gibt es ein paar Einblicke von offizieller Seite. Und so schmeckt er, der Neuzugang:

Distiller’s Cut 2020

Monkey 47 Distiller’s Cut 2020
Nase:
Wie bei jedem Distiller’s Cut ist der Affe unverkennbar. Die blumige, fruchtige und voluminöse Fülle ist sofort da, was die Ausnahmestellung von Monkey 47 im deutschen Gin-Sumpf Mal um Mal untermauert. Ein Hauch Anis, Vanille und Zeder kommen zu den klassischen Tönen von Lavendel, Zitrus, Frucht und Wacholder, wenn man sich einen Moment länger mit dem Glas beschäftigt. Sie geben auch die Richtung für den Geschmack vor.
Gaumen:
Ein aromatische Breitseite trifft den Gaumen, vergleichbar durchaus mit hochprozentigen gelagerten Spirituosen. Wärmend, scheinend, voller changierender Aromen. Die Trockenheit der Fasslagerung gibt eine herrliche Grundierung, auf der sich Wacholder, Frucht, Zitrone und waldig-holzig-nadelige Aromen entfalten. Am Ende bleiben trocken Wacholder, Vanille und Anis.

Diese zusätzliche Zutat hat es in sich. Auf eine ganz andere Art und Weise wird der Gin hier verändert, was zu einem grandiosen Ergebnis führt. Der Gin ist klar ein Gin – das ist bei fassgereiften Versionen nicht immer so. Aber er ist auch anders als nicht fassgelagerte Gins. Die Mizunara-Eiche gibt eine neue Dimension dazu. Es geht nicht um mehr Instrumente, sondern um einen anderen Notenschlüssel für dasselbe Stück.

Wie jedes Jahr gibt es einen Martini zum Distiller’s Cut. Und dieses Mal nähert er sich einer urklassischen Cocktailrezeptur: Gin, Weinaperitif, Curaçao, Bitters.

Mizunara Martini
5 cl Monkey 47 Distiller’s Cut 2020
3 cl Manzanilla Sherry
1 BL Orange Curaçao
1 dash Pfirsichbitters

Rühren, straight serviert, mit Zitronenölen aromatisiert

Ein wenig Leichtigkeit, ein Hauch Süße, etwas aromatische Abrundung. Das sind die Funktionen der Zutaten neben dem Gin, die diesen nur begleiten. So entsteht ein Drink, wie ich einen Martini mag: nicht zu alkoholisch, konzentriert, schlank. Die Taggiasca-Oliven im eigenen Öl passen fantastisch dazu, sie sind wie ein Konterpart, der den Gaumen reinigt. Der Drink verträgt durchaus Temperatur und muss nicht in kürzester Zeit heruntergestürzt werden. Dann erhält der Sherry Stück für Stück etwas mehr Gewicht.

Mizunara Martini

Es gilt unser Disclaimer: Wir schreiben nur über das, was wir mögen!
Trinklaune.de hat für die Verkostung eine Produktprobe erhalten. Daran geknüpft war weder die Verpflichtung zur Berichterstattung noch eine Einflussnahme auf den Inhalt des Artikels.

Torben Bornhöft

Torben Bornhöft beschäftigt sich seit 2004 leidenschaftlich mit Themen rund um Bar, Cocktails und Genuss. Nachhaltig geprägt durch fünf Jahre im Hamburger Le Lion und die Likörproduktion mit Forgotten Flavours liegt Torbens Fokus hier mittlerweile auf den Themen Champagner, Infusionen und Twists auf Klassiker.

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