„Etwas ist faul im Staate Dänemark“ heißt es bei Shakespeares Hamlet und manch Whiskytrinker mag ähnlich denken, wenn er erfährt, dass auch im südlichsten der skandinavischen Länder erfolgreich Gerste gemälzt, gemaischt, destilliert und fassgelagert wird – und man das Ergebnis auch noch selbstbewusst einen „New Nordic Whisky“ nennt.
„Verrückt“ – dachten auch wir, als uns jüngst eine Flasche Stauning KAOS Whisky in die Hände fiel. Das Destillat besteht aus dem Single Malt, dem Malted Rye und dem Peated Single Malt der Destille und ist daher ein Triple Malt. Vergleichbare Blends verschiedener Stile kennt man auch aus den USA (High West Campfire, Wild Turkey Forgiven, etc.) und sie sind irgendwie auch „verrückt“ – ist doch eigentlich der Single Malt das allseits gehuldigte Maß aller Dinge.
Weniger „verrückt“, sondern vielmehr grundsolide ist die Geschichte von Stauning. Der Grundstein für die Stauning Distillery wurde 2005 in Westjütland gelegt. Danach ging es steil bergauf. Seit 2011 schenkt das vielbesternte Restaurant Noma in Kopenhagen das gesamte Stauning Whisky Portfolio– und keinen anderen Whisky – mehr aus. Und seit 2015 ist Spirituosengigant Diageo zu 40% an Stauning beteiligt.
Die Zusammenarbeit mit dem Noma ist wohl auch einer ähnlichen Herangehensweise an Genuss geschuldet. So wie das Noma mit den Prinzipien von Regionalität und Saisonalität die Sterneküche neu erfunden hat, will auch Stauning keinesfalls in eine der bestehenden „Großkategorien“ wie Scotch oder American Whiskey fallen. Vielmehr versucht man die eigenständige Kategorie „New Nordic Whisky“ zu etablieren. Dazu gehört, dass nur regional angebautes Getreide verwendet wird – konkret heißt dies: nur wenige Kilometer von der Destille entfernt. Der Torf entstammt lokalen Mooren. Und mit dem Wachstum der Brennerei wuchs nicht die Größe der Pot Stills – sondern vielmehr deren Anzahl. Aberwitzige vierundzwanzig direkt befeuerte Kupferbrennblasen sollen ausreichenden Kupferkontakt und damit das eigene Geschmacksprofil auch bei größerem Output bewahren.
Der KAOS, benannt nach dem Wahlslogan des dänischen Premierministers Thorvald Stauning, der sich 1935 mit dem Slogan „Stauning eller KAOS („Stauning oder Chaos“) erfolgreich um seine Wiederwahl bewarb, kommt mit 46% (Batch 2/2020) ins Glas. Das Alter wird mit ca. 3-4 Jahre angegeben. Für einen Single Malt ist das erstaunlich wenig – aber man will sich ja bewusst nicht mit den etablierten Stilen vergleichen. In der Nase grüßen sodann auch weniger Faßnoten als Honig, Getreide und weiße Schokolade. Die Rauchnote ist dezent, aber wahrnehmbar. Der Gaumen ist voll, Haselnussnougat, eine Menge gelbe Früchte (Marille, Banane) und, zugegeben, auch Vanillearomen. Ob hier das Ex-Maker’s Mark Bourbon-Fass durchschimmert? Der Geschmack bleibt noch lange am Gaumen; süß, schwer und mit einer – für Islay-Trinker eher ungewohnt – filigranen Raucharomatik.
Wir vermixen (sorry Maltheads) ja so ziemlich alles. Und daher auch den KAOS. Für einen Mix aus getorftem und ungetorftem Single Malt ist der Penicillin prädestiniert. Erstmals 2005 von Sam Ross im Milk & Honey serviert, verlangte dieser ursprünglich einen Islay Float auf einem Blended Scotch Whiskey Sour. Verschiedene Varianten existieren. Und seit heute existiert eine „Hamlet’s Penicillin“- Variante.
„Hamlet’s Penicillin“
- 6cl Stauning KAOS
- 1,5 cl Waldhonig
- 2 cl Zitronensaft
- 1 cl Ingwerlikör (King’s Ginger)
Auf Eiswürfeln shaken, auf frische Eiswürfel im Old Fashioned Glas abseihen.
Der Stauning KAOS gibt dem Drink seine feine Rauchnote und die aromenstabile Whiskybasis mit. Die Schärfe des Ingwers und der Rauch harmonieren hervorragend. Und die Säure sorgt für einen wundervoll frischen Sundowner-Effekt. Noch einen, bitte.
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