Kaum eine Spirituose dürfte ein so angestaubtes Image haben wie Armagnac. Speziell, alt, kompliziert, teils jahrgangsbasiert, teuer und dazu immer im Schatten des Cognacs.
All das ist Armagnac Blanche nicht. Extrem vielseitig mixbar, frisch, klar, zugänglich, mit einer spannenden Aromatik. Wir haben uns darüber schon mehrfach ausgelassen. Von Mainstream ist Armagnac Blanche aber nach wie vor leider weit entfernt und auch in die Realität vieler Barkarten hat er es noch nicht geschafft. Darum machen wir heute zwei Drinks mit dem Armagnac Blanche vom Château de Laubade, einem Haus, das wir sehr schätzen. Dieser Blanche wird zu 100 % aus Weinen aus Folle Blanche gebrannt und mit 42 % Vol. abgefüllt.

Château de Laubade Blanche
Nase:
Frische Trauben, Birne, etwas Honigmelone. Teils auch überreife Frucht. Eine füllige, aromatische Nase. Trotz der Komplexität einladend und zugänglich, ganz zuhause in der Welt von Frucht und Frische.
Gaumen:
Zuerst überrascht eine ordentliche Kraft nach der sanften Nase. Viel Volumen, Feuer, aber auch hier viel Frucht. Birne und Traube sind wieder da, dazu Litschi. Eine pfeffrige Würzigkeit lässt sich ausmachen, trocken und kraftvoll, dazu ein Hauch Vanille. Was spannend ist: Man erkennt hier gerade durch die Abwesenheit von charakteristischen Holz- und Reifenoten sehr gut das Wesen eines guten Weinbrands. Kraft, Würze, Traubenfrucht, Feuer.
Ja, das ist eine wunderbare Mixspirituose. Und man sieht die Stärke von Armagnac Blanche: Man kann an so vielen Punkten anknüpfen. Die Fülle und das Volumen lassen sich wunderbar in einen kräftigen gerührten Drink transportieren, wie Matthias von Augustine Bar es gemacht hat. Die Frische freut sich über Süße und Säure. Und die Kombination aus Komplexität und Zugänglichkeit reicht allein bereits völlig für einen Longdrink aus. Und da endlich höhere Temperaturen nahen, probieren wir heute die entspannten Seiten.

Schritt 1: Laubade Blanche mit Tonic. Und das ist ein Volltreffer. Wer der Gin Tonics überdrüssig ist, findet hier sein El Dorado (aber nicht den Rum). Ein süffiger, erfrischender und komplexer Longdrink, bei dem beide Komponenten ihre Stärken ausspielen. Das exzellente Tonic von Le Tribute ist perfekt fürs innerfranzösische Getränkepairing. Kräftige Kohlensäure, nicht zu viel, aber auch nicht extrem wenig Zucker, tolle Bitterkeit. Und die Fülle des Armagnacs passt kongenial dazu. Nehme noch einen. Oder vier.
Wenn es doch etwas mehr Cocktail sein darf, geht’s zurück in die 90er. Die Sonne scheint, also Mixer ausgepackt, Crushed Ice bereitgestellt: This is not a Daiquiri.

This is not a Daiquiri
7 cl Laubade Blanche
3 cl Noilly Prat Dry
1/2 Birne, geschält und entkernt
3 cl Limette
1,5 cl Zucker (ggf. anpassen, nach Reifegrad der Birne)
Im Blender mit Crushed Ice zubereiten, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Das Rezept reicht für zwei Schalen.
Ein erfrischender Sommerdrink, der – Slushy eben – natürlich nicht von der ausdifferenziertesten Aromatik aller Zeiten lebt, sondern von seiner Frische, seiner Frucht (die frische Birne passt super zum Armagnac Blanche) und seiner Kälte. Wer es seriöser mag, zerstößt die Birne im Shaker und macht den Drink geschüttelt. Aber das ist 2021 – da darf man auch Frozen Drinks mit Armagnac machen.
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