Es war bereits im letzten Jahr, dass ich mir nach langer Zeit einmal wieder einen Vieux Carré zubereitet hatte. Das war bei 28° Celsius Tagestemperatur. Zugegeben, nach zwei sehr erfrischenden Drinks und später, als der Abend schon lauer wurde. Nichtsdestotrotz war ich wieder einmal gefangen von der Aromatik dieses Drinks und genoss ihn sehr. Diesen großartigen Klassiker im Glas, fiel mir ein, dass ich in einer Ausgabe der Imbibe in einem Artikel über Pineau des Charentes las, dass XXX aus der YYY Bar in ZZZ den Wermut im Vieux Carré durch Pineau ersetzt hat. Das wollte ich unbedingt einmal ausprobieren. Und ausserdem enthielt der Artikel einige Rezepte mit Pineau des Charentes, die ich für sehr ausprobierenswert hielt.
Also musste Pineau ins Haus. Die letzte Flasche ging für diverse Pinto’s drauf – dieser Drink ist ein weiterer, guter Grund, Pineau nachzuordern. Ich fasste den Entschluss, mich einmal intensiv mit diesem Aperitif zu befassen. Daher, bevor ich auf die oben erwähnten Rezepte eingehe, etwas Warenkunde…

Destillation bei Cognac Martell
Pineau des Charentes oder schlicht Pineau ist ein französischer Aperitif, der aus einer Mischung von unfermentiertem Traubenmost und Eau de vie de Cognac, also dem frischen, noch ungelagerten Cognac, hergestellt wird. Pineau des Charentes ist ein Likörwein mit kontrollierter Herkunftsbezeichnung (Appellation d’Origine Contrôlée, AOC), dessen zugelassenes geografische Gebiet deckungsgleich mit dem des Cognac ist. Im wesentlichen unterscheidet man in drei Sorten, nämlich weiß, rosé und rot, wobei der weiße Pineau mengenmäßig überwiegt.
Der weiße Pineau wird aus den Rebsorten Ugni Blanc (Trebbiano), Folle Blanche und Colombard, den klassischen Cognac-Rebsorten, hergestellt, gelegentlich aber auch aus Sémillon, Sauvignon Blanc oder Montils. Er wird etwa 18 Monate lang gelagert, davon mindestens 12 Monate Ex-Cognac-Eichenfässern und mit einem Alkoholgehalt zwischen 16 und 22 % abgefüllt. Im Handel findet man meist Produkte mit 17 %.

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Für roten Pineau verwendet man rote Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Malbec, Merlot Noir. Beim roten Pineau sind 12 Monate Lagerzeit, davon acht in Eichenfässern, ausreichend. Beim Pineau Rosé ist die Reifezeit sogar noch kürzer, hier reichen 8 Monate, von denen der Pineau 6 Monate in Eichenfässern verbingen muss.
Von allen drei Sorten gibt es Varianen mit einer besonders langen Reifezeit: Vieux reift für mindestens sieben Jahre, der Très Vieux oder Extra-Vieux sogar für über 12 Jahre.

Vieux Pineau Blanc von Montifaud
Ich hoffe nun Ihr Interesse für den Pineau des Charentes geweckt zu haben und komme im nächsten Teil auf die bereits erwähnten Cocktailrezepte zurück. Vielleicht besorgen Sie sich schon einmal eine Flasche Pineau blanc und überbrücken die Wartezeit mit einem erfrischenden Pinto?
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