Innovationen werden allerorten versprochen. Besonders oft natürlich beim Gin. Noch regionaler, noch internationaler, noch kleiner, noch größer, immer irgendwie noch. Und etwas ähnlich scheint es sich auf den ersten Blick bei Trä-Kál, einer weißen Spirituose auf dem tiefen Süden Lateinamerikas, aus der Region, aus der wir schon vor über zehn Jahren einen kleinen Einblick geliefert haben – aus Patagonien.
Diese raue, noch recht unberührte Landmasse ist gezeichnet von Gletschern, Weite und Einsamkeit. Doch die Vegetation ist facettenreich und die Idee, eine patagonische Spirituose zu brennen, liegt eigentlich auf der Hand. Doch gemacht hat das noch niemand, Pisco, Fernet und Bier sind dort Nationalgetränke. Der kommunizierte Anspruch von Trä-Kál ist groß: „Uniquely Patagonian. Introducing a bold new spirit crafted to honor Patagonia. Made from authentic and native ingredients, it’s like nothing you’ve ever had before.“
Einzigartig also, dazu authentisch und natürlich, zur Ehre der Region und wie nichts anderes auf der Welt. Authentizität, Natürlichkeit, Regionalverbundenheit – alles Trends, die es schon länger gibt und an die man mittlerweile gewöhnt ist. Doch an dem Anspruch muss Trä-Kál sich messen lassen.
Zur Herstellung
Das Prinzip ist zügig erklärt, aber komplex: Die alkoholische Basis stammt aus regionalen Apfel- und Birnenvarietäten, die gebrannt werden. Beim zweiten Destillationsvorgang kommen Beeren dazu: Maqui, Murta und Holunder. Im dritten und letzten Schritt geht es um Kräuter. Um das Problem der saisonalen Verfügbarkeit zu umgehen, wird hier teilweise mit Ölen gearbeitet, die man aus Kräutern Patagoniens (Tepa, Wasserminze, Lorbeer, Minze, Paramela und Chilenische Winterrinde) gewinnt. Für etwas mehr Kraft werden drei davon auch noch als frische Kräuter via Dampfinfusion beigegeben.
Nase:
Eine helle, samtige Fruchtigkeit, wie von reifen Aprikosen und Birnen, gefolgt von würzigen Tönen, die entfernt an Lakritz erinnern. Es zeigen sich immer wieder andere Facetten, wenn man in das Glas hineinriecht.
Gaumen:
Zuerst spürt man einen Anflug von Süße und eine ordentliche alkoholische Kraft. Die Viskosität ist bemerkenswert, der assoziativ süß wirkende Eindruck der Beeren ebenfalls. Die frischen Aromen der Kräuter, insbesondere der Minzen, machen sich bemerkbar. Insgesamt wird hier ein Bild mit ziemlich vielen Farben gemalt. Frucht, Cremigkeit, Frische, Kraft, Kräuter – alles da.
Trä und Kál bedeuten kombiniert in der Sprache der indigenen Huiliche „Der erste Krieger in der Schlacht“. Und das Einzigartige, dass zum Anspruch von Trä-Kál gehört, ist tatsächlich da. Eine Spirituose, wie man sie noch nicht kennt. Geprägt von Frucht und feinen Gewürznoten, weich grundiert. Das Mundgefühl ist von einer überraschenden Viskosität geprägt, die ganz ohne Zusatzstoffe oder Zucker entsteht. Und das Beste: Trä-Kál erinnert wirklich gar nicht an Gin. Es ist tatsächlich eine andersartige, neue Spirituose, die die große Mixbarkeit aromatischer weißer Spirituosen mit sich bringt. Anknüpfungspunkte gibt es viele: Kraft, Frucht, Würze.

Der erste Schritt ist für mich immer ein Sour. Hier zeigt sich die Mixbarkeit in von Süße und Säure geprägten Drinks generell und eine gute Spirituose kann ihr Potenzial ausspielen.
Das gelingt auch beim Trä-Kál Sour. Und zwar richtig stark. Eine große Bandbreite an Aromen, Frucht, Frische, Power und die ganz eigene Kräutermischung. Richtig schön – und es braucht nicht viel mehr. Der Trä-Kál singt, man kann die Anteile von Zucker und Zitrone guten Gewissens geringhalten.
Versuch Nr. 2 geht in eine etwas andere Richtung. Zum Trä-Kál kommen neben Süße und Säure noch Vermouth, Campari und Minze, um vor allem die kräutrigen und frischen Töne hervorzuheben:
Vanlife
5 cl Trä-Kál
2 cl süßer Vermouth
1 cl Campari
1 Zweig Minze
0,75-1 cl Zucker
2,5 cl Limette
Shake, finestrain
Einen soliden Bitterton muss man schon mögen, aber dann kommt dieser Drink mit Schwung aus der Kurve. Die Minze sollte nicht zu hoch dosiert werden, da die frischen Aromen ohnehin im Trä-Kál vorhanden sind. Aber ein kleiner Booster tut dem Drink gut, es entsteht ein komplexer Drink, der von der Kraft der Spirituose getragen wird, sodass sich die vielen Aromen gut entfalten können.

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