Wenn ein Markt derzeit boomt, dann ist es der der alkoholfreien Destillate. Wonderleaf, Seedlip oder Undone erobern die Barkarten und insbesondere der Bereich der Gin-Ersatzprodukte bietet sich an. Der Gin Tonic ist schnell gemacht, braucht nicht viel und erlaubt über Wahl des Gins und des Tonics, aber auch des Glases, der Garnitur und sogar des Eises Distinktionsmöglichkeiten ohne Ende. Und da nur ein Produkt – der Gin – für ein alkoholfreies Getränk ersetzt werden muss, ist der Aufwand gering.
Einen etwas anderen als den gänzlich alkoholfreien Weg beschreitet Hayman’s of London, bekannt für ihr Gin-Portfolio, mit dem Small Gin. Dieser Gin, in 20-cl-Flaschen abgefüllt, wird in einem speziellen Verfahren mit mehr Botanicals hergestellt. Das Ziel: Mehr Geschmack in geringeren Mengen. Mit 43 % Vol. wird der Small Gin abgefüllt, die Dosierempfehlung liegt bei 5 ml pro Gin Tonic. Somit erhielte man 40 Gin Tonics aus einer Flasche. Der Small Gin ist eindeutig ein auf bestimmte Situationen festgelegtes Produkt. Ein nur sehr gering alkoholischer Longdrink, der trotzdem klar als Gin Tonic zu erkennen ist, ist das Ziel. Braucht man das?
Für jemanden, der gern einen oder zwei Gin Tonics trinken will, kann man sicher sagen: nein.
Für jemanden, der gern einen oder zwei Gin Tonics trinken will, morgen früh aber einen wichtigen Termin hat, noch nach Hause in die Vorstadt fahren muss, um 4 Uhr morgens vom Nachwuchs geweckt wird oder der seinen Alkoholkonsum reduzieren will oder muss: ja! Auf das Label „alkoholfrei“ muss man aber verzichten.

Praxistest: 5 ml Small Gin, dosiert mit dem kleinen Fingerhut, der an jeder Flasche hängt, kurz auf Eis verrührt und aufgefüllt mit 150 ml Tonic. Ein kräftiger Tonic-Geschmack, viel Bitterkeit, viel Kohlensäure. Der Small Gin drückt hier noch nicht seinen Stempel auf. Verdoppelt man die Menge, sieht es ganz anders aus. Mit 1 cl Small Gin hat man plötzlich einen ganz anderen Drink im Glas. Mit kräftiger Wacholdernote und viel Aroma, ausbalanciert und sehr schmackhaft. Ein echter Gin Tonic mit weniger Alkohol.
Auf ein paar Dinge muss man achten. Ein wenig Verwässerung ist hilfreich, um die Aromen zur Entfaltung zu bringen. Darum lohnt es sich, am Anfang den Gin mit dem Eis etwas länger zu verrühren. Dies hilft auch bei der Verteilung im Glas, denn 1 cl sind einfach wenig Flüssigkeit.

Der Drink ist schnell geleert, der letzte Schluck ist der leckerste. Auch mit 1 cl Gin im Drink kann man einen alkoholärmeren Lebensstil erreichen oder am nächsten Morgen besser früh aufstehen. Und in einer Flasche Small Gin stecken immer noch 20 Drinks. Insofern: Ziel klar erreicht!
Eine große Frage, die sich jedoch ergibt: Wie wichtig ist der Effekt des Alkohols für den Gin Tonic? Welche Rolle spielen der Rausch, der Glimmer, dieser kleine Moment von Leichtigkeit? Diese Facetten sind untrennbar mit dem Trinken von Alkohol verbunden. Man muss diese Frage sicherlich individuell beantworten. Wem dieser Effekt fehlt, wird wahrscheinlich kein überzeugter Verfechter des Small Gin. Wem es aber darum geht, auf die gesellschaftlich-soziale Dimension eines gemeinsamen Aperitifs, Feierabenddrinks o. ä. nicht verzichten zu wollen, der findet im Small Gin eine hervorragende Alternative. Denn der Vergleich mit Saftschorlen und Co. geht vollkommen fehl: Das Ritual, einen Gin Tonic zu trinken, wird man mit einer aus der Flasche eingegossenen oder im Glas gemixten Rhabarberschorle nie nachbilden können. Das Getränk zu zelebrieren, ist ein elementarer Bestandteil des Rituals, des Genusses. All das geht mit Small Gin.
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