Bevor an den nächsten beiden Wochenenden die wirklich schweren Geschütze aufgefahren werden, geht es am heutigen zweiten Advent nochmal im (etwas) entspannteren Preisbereich weiter.
Tarlants Brut Zéro ist ein Basischampagner, aber die Insignien das Standards trägt er wahrlich nicht in sich. Zucker? Fehlanzeige. Fünfzehn Monate minimales Hefelager? Nein, fünf bis sechs Jahre. Das läuft woanders schon unter Prestige Cuvée.
Das sind die harten Fakten. Bei Tarlant wird konsequent biologisch gearbeitet, die Qualität der Weine ist so hoch, dass sich leider auch die Preisspirale in den letzten Jahren ordentlich mitgedreht hat. Dessen ungeachtet stimmt die Qualität immer. Los geht’s also: Drittelmix, undosiert, unsere halbe Flasche wurde vor zwei Jahren degorgiert.

Tarlant Zéro
1/3 Chardonnay, 1/3 Pinot Noir, 1/3 Pinot Meunier; Beginn des Ausbaus in der Flasche: 05/2014; deg. 12/2019; Dosage: 0 gr. / Liter; verkostet aus der halben Flasche im Zalto Süßweinglas
Nase:
Voll und voluminös, angeröstete Brotkruste, Meyerzitrone, Zwetschge und Mirabelle. Mit Zeit getrocknetes Basilikum. Frische Hefe ist deutlich dabei und erste Reife ist schon klar erkennbar.
Gaumen:
Frisch aufgeschnittene Zitronen mit präsenter Säure. Am Gaumen wieder gelbes Steinobst und ein Hauch von Rauch. Der Tarlant Zéro hat einen Grip, den man bei – sehr guten – undosierten Champagnern häufiger findet. Er hat so viel Substanz, dass die Abwesenheit von Zucker nicht auffällt, somit wirkt er weder karg noch ausgezehrt, eher schlank, sehnig und definiert.
Fünfeinhalb Jahre Hefelager für eine Basiscuvée sind ziemlich üppig, man merkt hier schnell, dass bei Tarlant keine halben Sachen gemacht werden. Dazu zwei Jahre Reife seit dem Dégorgement – andere halbe Flaschen haben da schon längst kapituliert. Das ist hier nicht der Fall. Der Wein hat schon etwas Reife, kann jetzt gut getrunken werden, aber von Altersschwäche ist keine Spur zu finden. Für 45 € (für die Normalflasche) gibt’s hier ganz schön viel Champagner im Glas, abseits vom Standard, mit Charakter und Profil, ohne dass man sich im Nerdtum verlieren müsste, um den Wein zu verstehen.
Das ist kein gnadenloser Vertreter des Non-Dosage-Stils, sondern ein Champagner in Balance, der einfach keinen Zucker braucht – und darum auch keinen hat. Nachschenken!
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