Es ist sehr lange her, über zwölf Jahre, da schrieben wir hier (ziemlich knapp, muss man in der Rückschau bemerken…) über Egly-Ouriets Blanc de Noirs. Seitdem hat sich vieles entwickelt.
Wir haben uns entwickelt. Vorbei sind die Zeiten, in denen es bei Trinklaune fünf Artikel pro Monat gab. Lebensphasen verändern sich, Zeitbudgets, Prioritäten. Wo Neues dazukommt, muss Altes weichen. Aber wenn es die Zeit hergibt, sind wir noch da. Und unsere Verkostungsnotizen sind hoffentlich weit besser als vor zwölf Jahren. Trinken bildet offenbar doch ein wenig.Ebenso hat sich in der Champagne sehr viel getan. Winzerchampagner sind eine Selbstverständlichkeit geworden, die am Markt verfügbare Fülle ist kaum mehr zu überblicken. Und Egly-Ouriet, damals schon angesagt, geht den Weg seines Kollegen Anselme Selosse. Die Weine sind so gesucht, dass die Verfügbarkeit stark eingeschränkt ist und die Preise durch die Decke gehen. Hat der Blanc de Noirs damals 75 € gekostet, sind es heute ca. 250 €. Qualität setzt sich durch, das ist erfreulich. Aber für uns heißt das auch: Adieu, Egly. Wir ziehen weiter.
Aber eine Flasche Blanc de Noirs haben wir noch. Und die machen wir heute auf und schauen, ob uns dieser Einzellagenchampagner aus Ambonnay noch immer so begeistert wie einige Male früher.

Egly-Ouriet Blanc de Noirs
deg. 2017 (Monat nicht aufgeschrieben, es gab nicht nur den einen Champagner…) / 100 % Pinot Noir
Nase:
Eine sehr intensive, etwas wilde Mischung. Mixed Pickles, nasse Steine, Rosinen. Ungewöhnlich und kraftvoll, mit getrockneten Kräutern und Orangenschale an der Seite.
Gaumen:
Kraft. Viel Kraft. Sehr mineralisch, viel zu kauen, dicht und ölig. Wie die Nase vermuten ließ, ist das schon ein sehr anderer Champagner, etwas aus der Art gefallen. Etwas Apfelmost, gedörrte Birne und ein Hauch von Pflaumenfruchtigkeit.
Nach wie vor ist dieser Champagner ein Erlebnis. Wild und ungezähmt, ein Freigeist. Empfehlenswert ist er ohne Frage, auch für erfahrene Champagnerfans. In unserer Champagnerrunde gab es viel Konkurrenz in den Gläsern und der Egly-Ouriet hat sich mit seiner Einzigartigkeit gut geschlagen. Sie sorgte aber auch dafür, dass einige die Vermutung äußerten, es hier mit einem Piraten zu tun zu haben, irgendwo von außerhalb der Champagne. Es geht ans Limit. Aber es ist nicht so, als gäbe es da keine Alternativen.
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