Champagner und Reis – Krug Grande Cuvée 170ème Édition

Es fällt mir einfach zu schwer, auf den sich geradezu impertinent aufdrängenden „Es gibt Reis, Baby“-Witz zu verzichten.

Es gibt also – Reis.

Die Single-Ingredient-Tradition, die Kombination der Krug-Champagner mit Zubereitungen, die um eine bestimmte Zutat kreisen, wird Jahr für Jahr ausgefeilter. Zur Grande Cuvée 170ème gibt es dazu erstmals ein kleines Kochbuch.

Die gewählten Zutaten sind immer bodenständig (wie in den Vorgängerjahren Eier, Kartoffeln oder Zwiebeln) und bieten eine breite Palette an Variationsmöglichkeiten an. Das Ergebnis ist eine eklektische Mischung von Rezepten verschiedenster Art. Köche aus 26 Ländern präsentieren ihr jeweiliges Foodpairing mit Reis, entweder zur Grande Cuvée oder zum Rosé. Dabei tauchen viele große Namen (Christian Bau, Anne-Sophie Pic, Tim Raue, Hélène Darroze) und entsprechend viele Sterne auf. Sämtliche Krug X Rice-Rezepte findet ihr hier.

Teils braucht es für die Umsetzung der Rezepte eine ganze Küchenbrigade, aber es tauchen auch simple, leicht nachzukochende Rezepte auf. Mein erster Blick gilt bei der Suche danach den Köch*innen aus Italien und Japan: Die Landesküchen basieren auf qualitativ hochwertigen Zutaten, die oft möglichst pur und klar umgesetzt werden. Rezepte also, die man mitunter auch in der Hobbyküche kochen kann.

Dabei stach mir ein Aperitif-Happen von Ryuta Iizuka besonders ins Auge. Eine luftig-elegante Thunfisch-Mousse, serviert auf einem Reiscracker. Einfach und klar. Um aus Klebreis vom Vortag einen knusprigen Reiscracker zu frittieren, der Substanz und Luftigkeit hat, braucht es aber leider doch etwas mehr Erfahrung in der Umsetzung. Frittiertes Reispapier war jedoch eine passende Alternative. Da Wasabi-Blüten überraschenderweise gerade nicht zur Hand waren, gibt’s feine Estragonspitzen dazu. Die Mousse wird am Ende mit frisch gemörserten Kaffeebohnen und schwarzem Pfeffer bestreut, eingelegte rote Zwiebeln brechen die Cremigkeit mit ihrer Säure und Knackigkeit auf.

Reiscracker mit Thunfischmousse

Dazu gibt’s die neue Edition der Grande Cuvée, basierend auf dem Jahr 2014. Wie immer ist die Zusammenstellung der Weine hochkomplex. 195 Weine aus zwölf Jahrgängen, von 1998 bis 2014, fanden Eingang.

Krug Grande Cuvée 170ème Édition
51 % Pinot Noir, 38 % Chardonnay, 11 % Pinot Meunier; degorgiert im Winter 2020/2021
Nase:
Sehr voll, Orangenschale und blanchierte Mandeln, etwas Birne und eine Handvoll Haselnüsse. Und schon nach kurzer Zeit stellt sich die altbekannte Krug-Note nach frisch geröstetem Kaffee ein. Sanft und elegant, nicht brachial oder dominierend. Etwas nasse Kreide ist auch dabei, dazu Limetten- und Grapefruitabrieb.
Gaumen:
Die ungewöhnlich markante Säure fällt zuerst auf. Grapefruitschnitze, Zitronenfilets: ein bunter Salat aus Zitrusfrüchten. Der Champagner ist aktuell kompakt und fest, Luft tut ihm dementsprechend gut. Aber mit jedem Schluck ist schon klar, dass das auch jetzt schon große Form ist. Viel Struktur und Substanz, gepaart mit einer sehr hohen Intensität. Das Mousseux ist sehr zart und fein. Ein Hauch von Waldhonig (ohne dessen Süße, selbstredend) und Zedernholzspäne ergänzen die Frische, zeigen die Substanz.

Das ursprünglich gewählte Zalto Süßweinglas, eigentlich eine sichere Bank für gute Champagner, schien den Wein einzusperren, ihm nicht genug Bühne zu bieten. Im Gabriel-Glas war das schon überzeugender, aber man hat gemerkt, dass die Grande Cuvée 170ème noch ein schlafender Riese ist, dem zwei weitere Jahre Kellerreife guttun werden. Die volle und kompakte Aromatik dürfte sich in dieser Zeit ausdifferenzieren.

Das Foodpairing hat interessanterweise für einen ähnlichen Effekt gesorgt. Der kräftige Krug hat einen mundfüllenden Gegenspieler gefunden, die markante Säure wird eingebunden. Genial funktionieren der Hauch von Kaffee und die sanfte Würze vom Curry in der Mousse. Es sind diese starken Aromen, mit denen die Grande Cuvée zu großer Form aufläuft.

Krug Grande Cuvée 170ème Édition

Es gilt unser Disclaimer: Wir schreiben nur über das, was wir mögen!
Trinklaune.de hat für die Verkostung eine Produktprobe erhalten. Daran geknüpft war weder die Verpflichtung zur Berichterstattung noch eine Einflussnahme auf den Inhalt des Artikels.

Krug X Rice

Torben Bornhöft

Torben Bornhöft beschäftigt sich seit 2004 leidenschaftlich mit Themen rund um Bar, Cocktails und Genuss. Nachhaltig geprägt durch fünf Jahre im Hamburger Le Lion und die Likörproduktion mit Forgotten Flavours liegt Torbens Fokus hier mittlerweile auf den Themen Champagner, Infusionen und Twists auf Klassiker.

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