Richard Paterson’s Gespür für Holz – 50 Jahre für The Dalmore

Als der junge Produktionsassistent Richard Paterson zum ersten Mal die Räumlichkeiten des Whiskyunternehmens A Gillies & Company in Glasgow betrat, wollte er doch recht zügig nach Hause. Denn an diesem Tag wurde die erste Folge der Serie Star Trek ausgestrahlt, die er nicht um nichts in der Welt verpassen wollte. Das war im September 1966. Doch nicht nur die Crew des Raumschiffs Enterprise sollte an diesem Tag eine Reise beginnen, die dorthin führte, wo nie zuvor ein Mann gewesen ist. Es begann auch die berufliche Laufbahn eines Mannes, der den schottischen Whisky wie kaum ein anderer prägen würde.

Die Liebe zum Whisky ist kein Zufall. Richard Paterson wurde 1949 in eine Familie von Whiskyblender und -händler geboren. Im Alter von acht Jahren begleitete er seinen Vater das erste Mal in ein Lagerhaus, wo dieser ihn an einer Probe riechen ließ. „Is it as heavy as your grandfather or as light as your mother? Is it sweet like a chocolate bar or as dry as the dust on the floor?“. Dieses Erlebnis war der Eintritt in eine neue Welt, wobei es vorerst doch nur beim Schnuppern blieb.

(c) Sven Goldmann

1970 wechselte Paterson von A Gillies & Company zu Whyte & Mackay, für dessen Whiskyflaggschiff The Dalmore er bis heute tätig ist. Mit nur 26 Jahren wurde er dort zum Chief Blender befördert. Und krempelte das Unternehmen um. Denn dank jahrelanger Beschäftigung mit der Weinherstellung vermochte er es, das Cask Management zu perfektionieren. Ein Beispiel gefällig? Für die Premium-Abfüllung King Alexander III werden sechs verschiedene Fassarten verwendet. Aus Fässern, in denen ehemals Bourbon, Matusalem Oloroso Sherry, Madeira, Marsala, Portwein und Cabernet Sauvignon lagerten, entstammte dieser Whisky. Das Ergebnis ist ein voluminöser, komplexer Whisky, das zu Recht das ständige Portfolio nach oben abschließt.

Zu Ehren der nun 50 Jahre dauernden Tätigkeit lud The Dalmore zu illustrer Gesellschaft ins Waldorf Astoria nach Berlin. Richard Paterson ließ es sich nicht nehmen, den – bereits ausverkauften – 50-jährigen Dalmore in der Präsidentensuite selbst zu präsentieren. Kein ungewohntes Terrain, da er neben der Tätigkeit als Master Blender auch als Markenbotschafter für seine eigenen Whiskys auftritt. Die 50 Flaschen der Jubiläumsedition reiften 1966 bis 2003 in Ex-Bourbon-, 2003 bis 2012 in Matusalem Oloroso Sherry- und 2012 bis 2016 in Colheita Portweinfässern und erhielten ein fünfzigtägiges Finish in Fässern von Henri Giraud, in denen zuvor reiner Pinot Noir Champagner lagerte.

(c) Sven Goldmann

Richard Paterson lag viel daran, dass wir die Geschmackskomposition verstehen sollten. Und so dekonstruierten wir die Partitur und verkosteten Gonzáles Byass Oloroso Sherry 30 Jahre; Colheita Portwein aus den 1930er Jahren sowie Henri Giraud Champagner.  Der Whisky selbst vereint diese zu einem Gesamtklang. Ein orchestrales Werk mit einem kräftigen, würzigen, trockenen Unterton des Holzes, der die die Schokoladen- und Orangennoten der Rarität trägt. Frisch gerösteter Kaffee steigt in die Nase und Schattenmorellen begleiten den  Abgang. Ein außerordentlicher, ein im besten Sinne nobler Whisky, der lange in Erinnerung bleibt.

Der Dalmore 50 zeigt – zum Nicht-Ganz-Schnäppchenpreis von 50.000 GBP – auf, dass die Whiskyindustrie immer noch innovativ sein kann. Und dies mit der simplen Varianz von Holz. Der Whisky setzt ein Ausrufungszeichen hinter die Stärken von The Dalmore. Lange Lagerungszeiten, die Verbindung von Komplexität und Eingängigkeit und natürlich Richard Paterson’s Gespür für Holz.

Es gilt unser Disclaimer: Wir schreiben nur über das, was wir mögen! Trinklaune.de war zu Gast auf der Veranstaltung. Daran geknüpft war weder die Verpflichtung zur Berichterstattung noch eine Einflussnahme auf den Inhalt des Artikels. Die Bilder wurden zur Verfügung gestellt.

tikiwise

Beruflich wandelt er auf David A. Emburys Spuren. Dessen Sour-Verhältnis von 8:2:1 irritiert ihn jedoch immer noch. Seine Aufmerksamkeit gilt American Whiskey, Tequila, Mezcal und allerlei Nischenspirituosen, aber auch Rezepten jenseits der Standards.

Pòtoprens

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