Bastian Heuser und Steffen Lohr: Zwei Protagonisten der deutschen Barszene, die man nicht vorzustellen braucht.
Diese beiden Koryphäen haben sich einmal mehr mit Sebastian Brack (u. a. früher bei Thomas Henry und Belsazar; zu dritt waren sie bereits mit Small Big Brands erfolgreich) zusammengetan und ein einigermaßen gigantisches Projekt gestartet: Spreewood Distillers. Wir sind also im Spreewald – Gurkenland. Die 2003 gegründete Spreewaldbrennerei wurde von den dreien übernommen und wird nun ausgebaut. Das beschauliche Schlepzig auf halber Strecke zwischen Berlin und Cottbus wird in Zukunft wohl zum El Dorado für deutsche Spirituosen, denn Heuser, Brack und Lohr produzieren auf einem alten Hof Brände höchster Qualität. Der Fokus wird langfristig verstärkt auf Roggenwhisky gelegt werden. Doch dass es hier Rum geben würde, war bei der Vorgeschichte ein Stück weit zu erwarten: Steffen Lohr war lange als Brand Ambassador für Bacardi beschäftigt und Bastian Heuser mixte schon im Frankfurter Biancalani Basilikum Daiquiris und kam als Traveling Mixologist bereits vor vielen Jahren für rumlastige Abende ins mittlerweile geschlossene Le Bon Lion, das die Vorgängerbar des Le Lion war.

Butterbird Weißling
Neben der Destillerie gibt es auf dem Hof eine Gastronomie mit einem Café, ein optimales Ausflugsziel also vor den Toren Berlins. Und auch in der Stadt gibt es die Produkte der Spreewood Distillers zu probieren, zum Beispiel in der Markthalle Neun in Kreuzberg, in der viele Vertreter der Schlagwortwelle lokal/regional/handwerklich/gut/ehrlich anzutreffen sind. Somit befinden sich die Destillate in bester Gesellschaft und zu einem Happen von Kumpel und Keule (sehr empfehlenswerter Metzger…) ist es nur ein Katzensprung.
Die Optik aller Produkte ist sehr gelungen, zeitgemäß und ansprechend. Die beiden Rums, Weißling und Feuerfalter, erzählen die Geschichte ihres Ursprungs. Butterbird wird in der Karibik der Rum genannt und der Spreewald ist für seine Vielfalt an Schmetterlingsarten bekannt. Eine charmante karibisch-deutsche Verbindung, die den Auftritt abrundet.
Butterbird Weißling
In Deutschland aus kubanischer Zuckerrohrmelasse destilliert und sechs Wochen im Stahltank gereift; 46 % Vol.; 1500 Flaschen wurden im ersten Batch produziert
Nase:
Ananas, Limettenschale, Banane, ölig, grünes Gras, Mango
Gaumen:
Viel Kraft am Anfang, Mango, etwas jamaikanisch Dreckiges vom Ester. Die 46 % Vol. stehen dem Rum sehr gut, er hat genügend Kraft und Charakter, erschlägt aber nicht.
Bei einem solchen Geschmacksprofil gibt es keine Alternative, der erste Drink muss ein Daiquiri sein. Dieser überzeugt dann auch auf ganzer Linie mit Frische, Komplexität und Ausgewogenheit. Im Vergleich zu Revolte, der durchaus einem ähnlichen Konzept folgt, ist der Butterbird etwas zurückhaltender, etwas weniger brachial. Dies merkt man auch im Drink. Aber klar wird auch: Das ist kein Havana Club Blanco. Der Butterbird hat richtig viel Zug und vermag dies gut im Daiquiri zu transportieren. Das Aromenprofil wird laut Heuser vor allem deutlich von der Hefe und einer recht langen Fermentationsdauer geprägt. Das Ergebnis ist auf dem deutschen Rummarkt aktuell einzigartig.
Statt einen völlig anderen Drink mit weißem Rum zum weiteren Vergleich heranzuziehen, haben wir lieber am Daiquiri geschraubt und ihn um eine weitere Zutat ergänzt: Matcha.
Matcha Daiquiri
6 cl Rum weiß
2,5 cl Limette
1,5 Zucker
1 BL Matcha
Den Matcha mit den weiteren Zutaten gründlich verrühren. Dann Eis dazugeben, kräftig schütteln und in eine Cocktailschale abseihen. Double Strain geht, muss aber nicht sein.
Durch den herb-grünen, etwas bitteren Ton des Matcha (unserer kam von hier) wird der frische Daiquiri in etwas tiefere Fahrwasser manövriert, ohne dass er seinen Charakter einbüßen würde. Dieser ist nach wie vor präsent und eindeutig auf der erfrischenden Seite. Der Tee spielt die zweite Geige, diese jedoch mit Bravour.

Matcha Daiquiri
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