Deoch an Doruis: Oban

Mit dem Oban 14yo kommt heute der erste Vertreter der Classic Malts an die Reihe. Die Classic Malts sind elf (ursprünglich sechs) schottische Single Malt Whiskys, die vom Spirituosenkonzern Diageo (ehemals United Distillers) gemeinsam vermarktet werden.

Die 1987 ins Leben gerufene Serie erhebt den Anspruch, die komplette Vielfalt schottischer Single-Malt-Whiskys wiederzugeben. Ob ihr dies gelingt wird überaus kontrovers betrachtet. Selbstverständlich beschränkt sich die Auswahl der Whiskysorten auf die des eigenen Konzerns. Strittig ist ausserdem die Aufnahme der Insel Skye, auf der nur ein einziger Whisky hergestellt wird, und die fehlende Berücksichtigung der Halbinsel Campbeltown, was sicherlich mit der fehlenden Anwesenheit konzerneigener Sorten begründet ist.

Oban ist eine Hafenstadt in den West Highlands, zwei Autostunden von Glasgow entfernt. Bis in das 19. Jahrhundert war Oban nur ein kleines Fischerdorf. Mit Bau der Eisenbahnlinie 1880 wuchs Oban zum Zentrum der Westküste und mit den Dampfschiffen zum Haupt-Fährhafen für die Inneren und Äußeren Hebriden. Da die Brennerei bereits 1794 durch die Brüder John und Hugh Stevenson gegründet wurde, wuchs die Stadt quasi um die Brennerei herum, so dass sie heute mitten in ihrem Zentrum liegt. Diese Tatsache ist dazu geeignet, auch den geneigten Whisky-Reisenden zu überraschen

Oban

1866 ging die Destillerie an Peter Cumstie, der sie 1883 an James Walter Higgin verkaufte. Dieser ließ sie 1890 renovieren, der Bau neuer Lagerhäuser musste aber nach archäologischen Funden – ca. 5000 Jahre alte Überreste von sechs Erwachsenen und vier Kindern – gestoppt werden. Die Funde können heute im National Museum of Antiquities in Edinburgh besichtigt werden. 1898 ging die Brennerei an Alexander Edward, dem damaligen Besitzer der Aultmore Brennerei und 1923 an Dewar & Sons und damit letztendlich zu Diageo, den heutigen Besitzern. Von 1931 bis 1937 und von 1969 bis 1972 wurde nicht produziert.

Seit die eigene Mälzerei geschlossen wurde wird das nur leicht getorfte Malz von Roseisle Maltings nahe Elgin bezogen. Der Whisky reift vor Ort in Bourbon und Montilla Sherry Fässern und wird dann zur Abfüllung nach Leven, Fife gebracht, wo Diageo eine riesige Abfüllanlage betreibt.

Oban Single Malt Whisky 14yo, 43% vol
Farbe Bernsteinfarben
Nase Malz, salzig, etwas Torf, frisch
Gaumen mild, würzig, etwas Toffee und getrocknete Früchte
Abgang lang, trocken, etwas Salz, ein wenig Holz

Man schmeckt förmlich die Nähe des Meeres zur Destille. Das ist schon toll. Auch der Einfluss der Sherryfässer bleibt nicht aus und findet sich in einer schönen fruchtigen Note wieder. Insgesamt kann mich der Oban aber nicht wirklich beeindrucken. Das „Wow“ fehlt…

Oliver Steffens

Jahrgang 1970, wandte sich nach intensiver Beschäftigung mit Weinen und Whiskys der Cocktailbar zu. Selbst einmal in der Gastronomie tätig gewesen, hat ihn dieses Thema nie wirklich losgelassen und so interessiert er sich auch für Barkonzepte und deren Umsetzung.

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