100 Rieslinge

Zugegeben, der Titel dieses Artikels ist der Fernsehserie ‚100 Meisterwerke‘  aus den achtziger Jahren entlehnt.  Aber das ist soweit gar nicht hergeholt, ist doch allerorten zu hören, der Riesling in Deutschland und auch Österreich des Jahrgangs 2011 sei ganz besonders gelungen.

Diese Aussage ist für Laien wie mich eine ganz nützliche Information, aber kann das wortwörtlich für jeden deutschen oder österreichischen Riesling aus 2011 gelten? Das ist sicher nicht der Fall, doch woher soll man dann wissen, welche Weine sich besonders lohnen? Eigentlich sollte man annehmen, dass diese Vorauswahl in Zeiten des Internets und der Blogs keine große Hürde sein dürfte, aber Pustekuchen! Ich habe im Mai und Juni diesen Jahres versucht, unabhängige Verkostungsnotizen zu 2011er Rieslingen zu erhalten, aber fast keine gefunden und die wenigen, die ich fand, beschäftigten sich eher mit großen Gewächsen. Okay, man muss zugestehen, dass einige Weine zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr unter Umständen noch gar nicht erhältlich waren. Vielleicht wollte man den bereits abgefüllten Weinen auch noch etwas Zeit gegeben, bevor man Verkostungsnotizen veröffentlichen wollte. Das alles änderte aber für mich nichts! Meine Frage blieb unbeantwortet: Welche Rieslinge lohnen sich jetzt zu kaufen? Also selber machen…

Um mir ein möglichst umfassendes  Bild zu machen, habe ich in den vergangenen Monaten 159 deutsche Rieslinge des Jahrgangs 2011, die nicht mehr als 15 Euro pro Flasche kosteten, verkostet. Später möchte ich mich noch ein wenig mit österreichischen Rieslingen befassen, doch das muss ich vorerst zurückstellen.

Bei dieser Anzahl machte das Notieren von eingehenden Verkostungsnotizen für mich keinen Sinn und, um ehrlich zu sein, auch keinen Spaß. Ich habe mich daher auch ein ganz einfaches System beschränkt. Ich habe zwischen einen bis fünf Sterne vergeben. Dies ist wie folgt zu übersetzen: Einen Wein, der nur einen Stern bekam, habe ich stante pede nach dem ersten Schluck weggeschüttet. Einen mit zwei Sternen habe ich nicht ausgetrunken. Einen Dreisterner habe ich gern getrunken. Ein Viersterner war ein Genuss, bisweilen kratzten diese Weine sogar ganz knapp an den fünf Sternen vorbei, was ich mit einem ‚+‘ notierte. Die Weine, die dann aber tatsächlich fünf Sterne erhielten, waren die Perlen, nach denen ich eingangs suchte: Die Weine, von denen ich mir ein paar Flaschen in den Keller legen wollte. An dieser Aussage erkennt man schon, wie subjektiv diese Bewertung ist. Ich denke aber, dass die Vier-Sterne-Weine jedermann wenigstens in puncto Qualität überzeugen können.

Und wenn dies so ist,  dann bestätigt sich m.E. damit die Aussage, dass der Riesling-Jahrgang 2011 besonders gelungen ist. Sieben Fünf-Sterner, 68 Vier-Sterner, davon zwölf mit einem Plus sowie 75 Drei-Sterner sind ein ziemlich beeindruckendes Ergebnis. In den kommenden Tagen werde ich meine Ergebnisse sortiert nach Anbaugebieten vorstellen.

 

 

Oliver Steffens

Jahrgang 1970, wandte sich nach intensiver Beschäftigung mit Weinen und Whiskys der Cocktailbar zu. Selbst einmal in der Gastronomie tätig gewesen, hat ihn dieses Thema nie wirklich losgelassen und so interessiert er sich auch für Barkonzepte und deren Umsetzung.

2 Kommentare

  1. Da hast du dir aber richtig Arbeit gemacht, ich bin begeistert! Habe heute bei Weinquelle geordert und gleich mal die Weine von A. Christmann und Seebrich mitbestellt. Vielen Dank für den umfangreichen Vergleich!

  2. Oliver Steffens

    Danke Alessandro! Freut mich, dass Dir die Serie gefällt – dann hat sich die Mühe gelohnt.

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