Enmore Distillery – Rum aus Guyana

Rum aus Guyana spielte schon für die Royal Navy eine entscheidende Rolle. Es war der Hauptbestandteil des Navy Rums, welcher an die Soldaten ausgegeben wurde. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts produziert man dort Zuckerrohr und Rum. Bis 1814 hieß dieses Gebiet, damals noch eine niederländische Kolonie, Demerara, nach dem gleichnamigen Fluss benannt, welcher dieses Gebiet durchfließt.

Dave Broom schreibt in seinem Buch „Rum“, dass zeitweise 200 Brennereien in Guyana existierten. Andere Quellen sprechen von mehr als 300. Auf praktisch jeder Zuckerrohrplantage gab es eine. Über die Jahre wurden es immer weniger, bis schließlich 1971 nur noch drei übrig blieben. Jetzt produziert allerdings nur noch eine einzige Destille Rum. Sie gehört der D.D.L. – Demerara Destillers Ltd. und nennt sich Diamond Destillery. Diese eine Brennerei hat es aber in sich. In ihr findet man viele der alten Stills aus ehemaligen Brennerein. Unter anderem die weltweit einmaligen Stills der Enmore Destille. Um eben jene, von Edward Henry Porter gegründete Brennerei, soll es nun gehen:

Vermutlich begann man bei Enmore im Jahr 1880 mit der Rumproduktion. Soweit das nachvollziehbar ist, stammt aus diesem Jahr, die aus Holz gefertigte Coffey-Still. Das ist wohl die einzige Still, welche bei Diamond noch existiert, den Namen Enmore trägt und ursprünglich auch von dort stammt. Denn auch Enmore kaufte andere Stills auf, welche dann später zum Teil in den Besitz von Diamond über gingen.

So übernahm Enmore eine, größtenteils aus Holz bestehende, Stil aus Versailles. Dies ist eine Single-Wooden-Pot-Stil. Den meisten Malt-Liebhabern, dürfte diese Art der Destillation bekannt sein, wobei dort die gesamte Anlage aus Kupfer ist.

Jede Destille in Demerara (später Guyana) hatte eine Abkürzung, die auf den Labels der Flaschen die Herkunft verdeutlichen sollte. So hat man in Enmore auch Rums hergestellt, die das Kürzel KFM tragen. Und wieder andere gehören zu AWM. Von welchem Produzent Enmore diese beiden Pot-Stils hat, kann man eventuell in einem späteren Artikel hier auf Trinklaune lesen. Die hölzerne Still aus Versailles trägt das Kürzel VSG und die erwähnte Coffey-Still, da sie Enmore selber gehörte, hat als Namenszusatz EHP.

Die meisten im Text genannten Orte (und die dazu gehörenden Destillen) lassen sich auf dieser Karte finden

Die Zucker- und Rumproduktion in Guyana wurde bis 1976 von der britischen Firma Booker McConnell bestimmt. Enmore gehörte bis dahin zu den Demerara Distillers, welche in den Booker-Konzern eingeliedert war. Aus dieser und anderen Distillerie-Vereinigungen wurde 1976 zunächst die staatliche Guyana Liquor Corporation, welche letztendlich die private D.D.L. hervorbrachte.

In den nächsten Wochen wird es passend zur Enmore Destille, Reviews von Rums geben, die aus einer der oben erwähnten Stils stammen. Mindestens Sechs werden es wohl sein. Dann gibt es auch nähere Informationen zu den einzelnen Stills und wie genau mit diesen letztendlich der Rum produziert wird.

Philipp Jäckel

Das Wissen um die Bar so wie einiger ausgewählter Themen im Detail kommen größtenteils nur durch eine intensive Beschäftigung mit der Cocktail- und Barkultur in seiner Freizeit. Begonnen hat das alles 2006. Einzelne Schwerpunkte im Bereich der Getränke legt Philipp in der Bar zu Hause nicht. Neben allerlei Spirituosen haben auch Bier und Wein ihren festen Platz gefunden.

4 Kommentare

  1. sehr schön, herr jäckel. ich freue mich bereits sehr auf ihre erläuterungen zu enmore/demerara, da ich ein großer liebhaber der dort hergestellten destillate bin und herrn beckers artikel in mixology 6/2010 leider etwas knapp – und damit an der einen oder anderen ecke etwas allgemein – ausgefallen ist. und eine vollständige auflösung des distillery codes (KFM, EHP, usw.) ist, glaube ich, auch mal hilfreich.

    besten gruß

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